Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [881]

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Es regnet und schneit zusammen. Um 6 h schickte uns Kutschersfeld den Pferdestand, er und sein Sohn schmiedeten einen zusammen und der Bub fuhr damit zum Fürsten. Welche neue Schikane ! Er hat den Plan, seinen Buben in Tätigkeit zu setzen. Dieses Gewebe ist leicht zu durchsehen; vielleicht gelingt es ihm auch. Alles quält und ich stehe allein, von den Stürmen des Schicksals schon halb entwurzelt. Hoffnung, diese leidige Zuflucht allein, ist meine einzige Stütze, die mir noch übrig ist. Ich bin doch recht traurig ! Liebisch besuchte mich einen Augenblick. Um 11 h bekam ich die Mängel vom 3. Vierteljahr, las selbe und fand sie unbedeutend. Klimbke schickte ich zwei Bouteillen Slivovitza. Um 1 h ging ich zum Speisen und hörte, dass die Traun Theresen augenblicklich rufen ließ. Als Therese von der Probe zurückkam, erzählte sie, dass die Traun im Ton der Chatinka eine Bittschrift unserer Verbindung wegen machte, welche sie der Szilinska wegen Einreichung von ihrem Geburtstagsfest schicken wird. Die Mutter machte scheele Gesichter und ich verzweifle schon an allen guten Erfolgen, weil mir gar nichts gelingt. Bis ½ 6 h blieb ich da, dann ging ich ins Burgtheater, das „Neue Jahr“ zu sehen; aus Missmut schlief ich. Nach dem Stück gingen Klimbke, Bruder und ich zum Klapper soupierten; mein Bruder kam nach und um 9 h gingen wir nach Hause. Über den Erfolg der Bittschrift dachte und wachte ich die ganze Nacht; ich habe so gar keine Hoffnung.
Band 02 (II.), Seite 60v
04.01.1800
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