Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [878]

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Strenge Kälte. Um 5 h waren der Bruder und ich schon aus dem Bette und zogen uns beide in Gala an, obwohl unsere Herzen tief trauern. Missmut und düstere Aussichten in die Zukunft werden mich vollends unglücklich machen, wenn sich dieses Jahr nicht froher wendet, als selbes anfängt. Therese ist mein letzter Gedanke im verflossenen und mein erster in diesem neuen Jahr. Das edle Mädchen schätze und liebe ich so innig. Meine Geschenke an andere (?), Friseur, Barbier, Hausmeister, Sepherl, Lenerl etc. teilte ich aus Um 8 h fuhren Kutschersfeld, Sohn, Bruder und ich in die Stadt, wir frühstückten beim Geyersperg in der Zuckerbäckerei. Beim Fürsten, Fürsten Paul, Fürstin und Leopoldine war ich, meinen Neujahrswunsch abzustatten. Um ½ 10 begann der Zug nach Hofe. Feierlich und glänzend war er. Nach selbem ging ich gleich zur Mama; mit herzlicher Freude wurde ich aufgenommen. Dann ging ich nach Hofe im Rittersaale, um Therese singen zu hören. Sehr brillant war alles versammelt. Sie sang sehr schön, sehr kunstvoll .Nach 2 h ging ich in das fürstliche Haus, zog mich um; dann zum Speisen; es war alles ziemlich froh. Heute war ich bei Tische, da von Theresens Gesang und gutem Herzen die Rede war, ganz gerührt; Tränen fielen aus meinen Augen. Es war eine herzliche Familienszene. Gott ! Trennung von ihr würde ich nicht vertragen. Nachmittags kamen Maurer, Agnes, später Salieri. Therese und Konsorten gingen ins Burgtheater; das „Neue Jahr“ zu sehen. Wegen Krankheit von Lang wurde das Kärntnertor-Theater gesperrt; es sollte das „Mädchen von Marienberg“ gegeben werden. Ich fand keinen Platz und erwartete sie zu Haus. Um 8 h kamen sie; wir plauderten, soupierten; mein Bruder kam auch. Mein Schlaf war sehr unruhig.
Band 02 (II.), Seite 60r
01.01.1800
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