Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [8570]

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1821
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Anhaltend die ganze Nacht Regen. Im Burgtheater „Schuld“, die Pfeiffer als Elvire; im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“ und „Aline“, im Theater an der Wien „Schlenzheim“. Den Vormittag beim Grafen, Verteilung der Ballkarten. Wohlfarth kam mit der Hiobspost, dass Kridl seit gestern früh vermisst werde. Ich ging in die Apotheke, allgemeine Bestürzung, sie meldeten es schon dem Hofrat Vesque. Schrecklicher Schlag. ! Ich begegnete dem Sieber und sagte es ihm. Dem Martini sagte ich „Vielleicht liegt er vom Schlag getroffen in seinem Zimmer ?“ Ich bin ganz untröstlich. Lange, Schießl und Jungmann speisten da, trauerten wegen Kridl. Nach Mittag kam die Reimann; zu Mansfeld wegen Visitebillett, dann wieder in die Apotheke, brachte Martini und Zanini jedem ein Gilet aus Wollsamt und ein Musselintuch, 20 fl. Um 6 h ließen Vesque und Glandinger in Gegenwart des Fouriers Collet und der Beamten Kridls Zimmer öffnen. Man fand mehrere versiegelte Briefe und Pakete, eines an Vesque, mich, Kammerdiener Müller, Portenschlag, Rosa. Vesque las, dass er Seine Majestät als Vater bitte, einem Unglücklichen zu verzeihen, der die Schande eines Kassadefekts nicht überleben kann; der die Apotheke im elendesten Zustande übernommen und im besten verlässt. Er bittet, man möge dem braven, kranken Buchhalter Trtina Zeit zur Rechnung lassen, er wird alles in Ordnung bringen. Die abscheuliche Behandlung des Glandinger bestimmten ihn zu dem verzweifelten Schritt. Am Samstag sprach ich den geliebten Freund noch im Kärntnertor-Theater. Er war ganz verstört, war abends bei Hoffmann bis ½ 1 Uhr, gab dem Rosner Lehren, dass er sich an die Hoffmann und mich halten solle, weinte und forderte sie auf, mit ihm die Nacht durch Mariage zu spielen. Niemand sah ihn am Sonntag ausgehen. Ich sprach mit Collet, Portenschlag, Ruthner, Eberl. Carl kam in Verzweiflung zu mir und sagte, sein Onkel habe 17.000 fl. ausstehend. Wie leichtsinnig gut er war ! Der Wohlfarth und Reimann gab ich die Loge im Burgtheater und suchte Sieber und Wohlfarth in beiden Theatern. Es ist ein entsetzlicher Schlag !
Band 09 (IX.), Seite 159v
15.01.1821
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