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1820
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Ein schöner Tag, nur heiß. Nach 7 h zum Fabrikanten Böhm, mit ihm zu Brandmayer, sahen die Wolle. Zur Vladár, übernahm und zahlte Cohen. Schrieb an den Grafen nach Mödling und speiste in Kridls Compagnie im Igel. Besuchte die kranke Jeanettl, welche sehr an Bauchschmerzen leidet und fand sie sehr übel. Dann um 4 h auf den Feuerwerksplatz. Der Ball war sehr gefüllt. Sprach mit Reichard, versprach, seine Frau um 6 h zu ihrer 2. Luftfahrt – sonst ihrer 16. Luftreise – abzuholen. Eintritt 1 fl., erste Galerie und neuer Raum 4 fl. Töpfer war da und brachte sein Sonnett, dann in die große Allee, leer, fand Römer, mit Ernst und Marie zusammen auf den Platz. Zum Erstaunen voll, Ehz. Carl, Rudolf, Albert, Beatrix etc. Sie war weiß gekleidet, grün aufgeputzt. Um 7 h stieg sie an einer Schnur ungefähr 15 Klafter, dann kam sie zuück, schwenkte die Fahne, erhob sich schön langsam, grüßte freundlich, warf Blumen und Sonette – die Sonette waren von Töpfer – aus und flog in der nämlichen Richtung wie das erste Mal. Der Fiaker No. 556 stand fort am Feuerwerksplatz, wir flogen mit ihm über die Franzensbrücke, beim Rasumofsky vorüber, zur St. Marxer Linie hinaus, über die Kanalbrücke, die Felder in der Nähe des Belvederes zu. Er rief ihr schon in einer beträchtlicher Höhe des öfteren zu. Stiegen aus und liefen mit Anstrengung über die neu geackerten Felder und kamen glücklich um 7 ¾ h zum Punkt ihrer Landung. Sie warf schon früher den Anker aus, an diesem zogen gleich die Leute so ungestüm zur Erde, dass der Ball schwankte. Unglaublich schnell versammelte sich eine große Menge Menschen um den Ball. Es war zum Ersticken heiß. Ich schlug gleich vor, in meinen Garten den Ball zu bringen, wurde aber überstimmt, es hieß „Ins Belvedere !“ Nach einem äußerst beschwerlichen Weg zum Belvedere hieß es, das Linientor dürfe nur für den Hof eröffnet werden. Da kam Ehz. Carl mit Suite und schickte einen Artilleristen, man solle aufsperren; endlich geschah es, obwohl langsam. Ich suchte die Artilleristen zu bewegen, dass sie einen Kreis bilden, aber vergebens. Der Reichard verlor die Geduld, wollte zweimal den Ball ganz frei lassen, der Andrang war aber auch gar zu arg. Bekam unglücklicherweise einen Stoß in die Seite und fiel beinahe ohnmächtig ihr im Korbe in die Arme. Sie fing zu weinen an, ich nahm ihn um die Mitte, ließ ihn etwas ruhen, beruhigte sie und so kamen wir zum Gatter der Belvedere-Linie. Inner derselben wurde beschlossen, dass sie aussteigen und ein anderer einsteigen soll, damit das Volk sich mehr verlieren sollte. Ich führte sie in die Wohnung des Wassermaschin-Kutschers, ließ selbe schließen, ging zu ihm, zum Ball und ließ selben in Begleitung von Artillerie und Polizei zu meinem Garten bringen, das Plankentor öffnen und zum Steigbaum hin ziehen. Die Militärs hinderten das Eindringen in den Garten, ungefähr 10 Kerls schlichen und drängten sich doch hinein, diese ließ ich hinausschaffen; lange stürmte die Racaille und warf mit Steinen nach dem Ball. Ich fand meine Schwägerin mit Anhang, Reimann mit Familie, Fieglmüller, Dräxler, Schanz, hörte dass der Kreishauptmann Saar da war. Nun wurden Anstalten zum Leeren des Balls gemacht. Ich schickte Dräxler um sie, dass man sie mir dem Wagen bringe. Sie kam mit dem Artillerieleutnant Greifenstein; noch ein paar junge Leute drängten sich ein. Ich ließ ihr das Zimmer zum Ausruhen richten, ordnete nach seinen Angaben die Ausleerung. Meine Gesellschaft empfahl sich um ½ 10 h. Nun waren wir 6 Personen allein. Alles ging gut, der Ball wurde ordentlich zusammengelegt, samt dem Korb in die Hütte, das Netz mit dem Barometer und die schwarz-gelbe Fahne – die mir zum Andenken ward – in das Zimmer gebracht. Sie küsste mich; über ihre und des Balls Rettung waren wir sehr erfreut. Wir erfrischten uns mit etwas rotem Wein, waren um 11 h fertig. Ich führte sie ins Lamm; wir verabredeten, dass sie morgen bei mir speisen werde, dann fuhr ich matt und müde nach Hause; konnte wenig schlafen. Wie sehr hätte ich gewunschen, dass Therese Zeuge geworden wäre ! Der Ball wurde in Dresden aus schwerem Taffet – die Elle zu 4 fl. – verfertigt, und hierzu 611 Ellen verwendet. Er kostet samt dem Netz, Arbeit etc. über 4000 fl., und misst in der Höhe 23 Schuh, in der Breite ½ Schuh weniger. Sie mag über 4000 Fuß gestiegen sein.
Band 09 (IX.), Seite 134v
10.08.1820
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