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Neblig. Um 8 h fuhr ich selbst in die Stadt zur Mama und mit selber, Therese und Nina nach Klosterneuburg. Um 10 h gingen sie in die Kirche, ich suchte Maurer auf und führte ihn in die Kirche. Nach der Messe zeigte uns der Schatzmeister Patrizius den Schatz mit den heiligen Gebeinen Leopolds, den Schleier der heiligen Agnes, dann den Stammbaum vom Erzherzog Leopold, das Grab, die Hollerstaude. Von da gingen wir in den Keller, sahen dort das 1000-eimerige Fass, worauf wir herabrutschten, die Hauptstiege, die Sala terrena. Bei Tisch waren der Pfarrer, Cooperator Aquilin, ein Professor, Patrizi, Maurer und wir; vortrefflich war die Bedienung. Nach Tisch wurde gesungen und beim Kellerschreiber Ebron (?) Klavier gespielt. Später besuchten wir den Pfarrer, das Naturalienkabinett, Bibliothek und Rüstkammer. In der Blbliothek hielten wir uns am längsten auf; die Sammlung enthält 13.000 Bände, worunter eine große Sammlung alter seltener Handschriften. Unausstehlich waren der Mama Launen; sie stimmte mich ganz und gar um. Ein höchst fatales Weib ! Ein heftiger Südwind erhob sich nach Mittag, ein Vorbote des morgigen Regens. Um 5 h empfahlen wir uns und fuhren nach Wien; Maurer begleitete uns bis Ende der Allee. Nach 6 h waren wir im Deutschen Haus. Ich wünschte allen Gute Nacht und fuhr gleich nach Hause, wo ich bis ½ 9 h arbeitete. Gerne wäre ich den Abend bei Therese geblieben, aber so ein von Launen lästiges Weib zu sehen war mir glatterdings nicht möglich. In Klosterneuburg glaube ich Schnupfen erhascht zu haben.
Band 02 (II.), Seite 47v
25.10.1799
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