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Reise nach Wien. Die Rosel, Fajt und ich fuhren um 6 h nach Wien. In Laxenburg hielten wir auf und gingen in den Garten. Man zeigte uns die Eremitage, welche sehr einfach, aber nicht weniger niedlich eingerichtet ist. Im ersten Zimmer beim Niederknien am Altar die Erscheinung einer Venus, dann beim Eintritt in des Einsiedlers Zelle das Aufstehen desselben, die Töne, welche beim Niedersitzen auf den Sesseln, dann die Wendung des Sophas, alles dies überrascht sehr angenehm. Der Holzstoß verbirgt ein angenehmes Kabinett blau mit verschiedenen komischen Gedanken von Zeichnungen und einer Art Stickerei, welche die Kaiserin gemacht haben soll. Das Haus der Laune schön, einzig mit den originellsten Gedanken. Zu ebener Erde ein Saal mit einem Billard, die Bordüren, der Spalier, dem Sopha und Sesseln sind eine Zusammensetzung von Karten (?), sowie die Kronleuchter eine von Billardkugeln. Das Toilettekabinett mit den Türen, die Retirade mit den so passend angebrachten Figuren, die Küche, alles zeigt den originellsten Geschmack an. Im ersten Stock ist das Musikalien- und Stroh(?)kabinett sehr artig, dann auf dem Boden der Keller mit allen dazu erforderlichen Requisiten. In den von außen angebrachten Türmen sind Täubeln, Singvögel und Nachteulen. Der chinesische Teich samt Brücke ist sehr hübsch. Das Fischerdörfl streitet an Geschmack und Neuheit der Gedanken um den Vorzug mit den anderen, das Salettl, der Tempel und das Zeughaus sind angenehm zu sehen. Auch sahen wir noch den von Quaderstein aufgeführten Bau einer Ritterburg, der eine große Summe kosten mag. Das Theater konnten wir nicht sehen, weil eben die Reitknechte eine Probe vom Kontertanz hatten, welcher zum Franzensfest aufgeführt wird. Wir speisten im Wirtshaus und kamen um 2 h nach Wien. Ich stieg im Hause ab, ging zu Theresen, welche mich mit ihrem liebevollem Herzen schon auf der Stiege empfing. Auch die Mama und Nina waren über meine Ankunft erfreut. Ich fand da die Tante krank und erhielt die Hiobspost, dass sie den ganzen Winter da bleiben wird. Therese sagte mir eine Menge Klatschereien in Bezug auf unsere Vermählung, auch dass dieselbe bis Ostern nach dem Willen der Mama verschoben bleiben soll; alles dies stimmte mich ganz um. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Zum ersten Mal gab man die „3 Sultaninnen“ Oper von Huber, mit Musik von Süssmayer. Eine recht artige Musik, mit schönen Dekorationen von Platzer und vielem Spektakel. Die Musik, überhaupt die Oper, gefiel nicht sehr. Willmann und Therese und Saal wurden nach dem ersten Abend herausgerufen. Therese sang sehr schön und schwere Musikstücke. Abends erhob sich ein gewaltiger Regen und Wind und machten das fatalste Wetter. Bis 11 h arbeitete ich zu Hause, dann legte ich mich ins Bett und schlief recht gut.
Band 02 (II.), Seite 44r
02.10.1799
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