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1819
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Lichtmess. Abwechselnd schneit es, kotig. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Medea“, im Theater an der Wien „Verstossene Tochter“, „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Mittags bei Wohlfarth, bestimmten, abends in Gesellschaft zum Römischen Kaiser zu gehen, Gehringers neues Arrangement zu sehen. Wegen Engagement der Jeanettl an die Wien sind der Regisseur Küstner und Heurteur einig, der Graf allein sei dagegen. Mittags bekam ich einen Brief von Jobst vom 27., dass Gottlieb mit der Mathilde Weckherle (?) eine Liebschaft anfing, nicht erhört wurde, und sich am 25. abends um 9 h vor dem Haus des Mädchens mit 2 Schüssen – einen auf den Kopf und einen auf das Herz – tödlich verwundete, die Absolution bekam, aber am 27. noch lebte. Welch ein Schlag für die guten Eltern ! Mit welchem Gefühl ging ich zu Wohlfarth ! Sie zeigte mir einen Brief, worin Jobst schrieb, mit Gottlieb spukt es, er ist sterbend verliebt, ach ! August hatte aber schon einen Brief von Hempel, worin dieser den Schreckensfall schrieb, dass ein Schuss ins linke Auge, der andere in die Lunge ging. Der Vater wusste es also. Dem August übergab ich des Jobst und des verruchten Buben Briefe an die Mathilde. Der Mutter sagten wir, er habe das Nervenfieber. Koch, Streitfort, Axt, DeSmith (?) speisten da, nach Tisch kam Seitz, sie spielten. Wir trösteten sie. So wurde der Schreckenstag verlebt.
Band 09 (IX.), Seite 52v
02.02.1819
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