Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [7333]

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1817
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Augustin. Unserem guten Augustin machten wir einen herzlichen Glückwunsch, fuhren dann nach Göttweig, St. Pölten, Melk. Es war heute doch kühl. Um 6 h nahmen wir von Matzi und seiner dicken Frau Abschied, fuhren über Furth und stiegen am Fuß des Berges ab. Den Fußteig hinauf kamen wir nach einer halben Stunde zum Stift, Benediktiner wie die Melker. Ein Pater Constantin Sandner (?) führte uns in die Bibliothek, Naturalien-, Antiken-, Kupferstichkabinette, zeigte uns das schöne Refektorium, die prachtvolle Stiege, die Kirche, unter dem Sanktuarium noch eine gotische Kirche, die Apotheke und war sehr artig. Nach 9 h gingen wir den Fahrweg hinab, fuhren über Meidling im Tal, 12 x Maut, und waren nach 11 h in St. Pölten. Stiegen beim Löwen ab, sahen das von einem Priester gefertigte Leiden Christi, begegneten die Kronenfels, welche uns in der Stadt herumführte, die Plätze zeigte, das Damenstift, den Domplatz und Kirche, und uns sehr über das Kleinstädtische da klagte. Nach einem kleinen Mahl, wofür wir 16 fl. bezahlten, gingen August, Gottlieb und ich zu Fuß zum Ziegelofen, sahen den Kalvarienberg – nur 3 Kreuze – bemerkten links die Schallaburg des Barons Tinti, sehr schön gelegen und waren um 4 h in Melk. Der Prälat und Gastmeister Pallus (?) waren nicht zu Hause, da empfingen uns der Kellermeister Wilhelm, später der Professor der Mathematik und Naturlehre Cajetan, zeigten uns die schöne Bibliothek, Naturalienkabinette, den großen Speise- und Musiksaal, die prachtvolle Kirche mit den Statuen von Peter und Paul am Hochaltar, den Balkon gegen die Donau, sahen gegenüber Luberegg, ein kaiserliches Schloss, Parterre, schlecht im Bau, weiter aufwärts Weitenegg, die Brücke über die Melk, abwärts jenseits der Donau Emmersberg [sic], ganz im Hintergrund das Servitenkloster Landegg [sic]. Wir besuchten das Erziehungsinstitut, den Markt, umgingen das Stift von Seite der Donau und bewunderten das kolossale Werk, in 36 Jahren vom St. Pöltner Maurermeister Prandtauer erbaut, im Jahre 1718 vollendet. Abends plauderten wir beim Professor, gegen 8 h ging’s zum Souper im großen Speisesaal. Der Prälat empfing uns sehr artig. Graf Joseph Pergen, Wrbna, Langmayr, 3 Mädchen, in allem 20 Personen waren beim Souper, etwas steif. Wir wurden in No. 6 und 5 einlogiert.
Band 08 (VIII.), Seite 176v
28.08.1817
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