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1817
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Ein heiterer, doch heisser Tag. Fahrt von Gutenstein nach Wien, über Pernitz, Wopfing, Mühltal – hier liegt die schöne Ruine der Veste Starhemberg, die größte beinahe – nach Piesting, dann in die Ebene, Wöllersdorf, Sollenau, Günselsdorf, Traiskirchen und so weiter. Um 4 h genoss ich den göttlich schönen Morgen, packte dann meine Sachen zusammen, schrieb mein Tagebuch. Um 6 h wurde gefrühstückt, um ½ 8 h gingen wir den Berg hinab in den Markt, um den Bruckenweg hinter dem alten Schloss zu sehen, welchen ich in meiner Optik habe. Auch freute ich mich auf den Muggendorfer Wasserfall, dem Grafen Joseph Dietrichstein gehörig. Ich gab dem Aloysius 2 fl. 20er für eine Messe, beschenkte den Diener Joseph – ganz Baumanns Konterfei als Adam – mit einem 20er und Schein, den Frater Donat, kurz alle, und so dürfte mich diese Lustreise nahe an 400 fl. kosten. Durch Voith ließ ich Therese meine Ankunft wissen. Der P. Aloys und Pfarrer Brack begleiteten uns noch zu den 3 ineinander verschlungenen Buchen, die drei Allierten genannt, und nahmen dann herzlichen Abschied. Brack erzählte uns von Schneelawinen, vom Wegbahnen der Bauern im hohen Schnee, welcher in manchen Orten 30, auch 40 Klafter hoch ist; dass sich die Bauern Holzreifen, 1½ Schuh im Durchmesser, mit Schnüren geschnürt, selbige an den Füßen befestigen und so mit der Brust und Händen sich eine Bahn bahnen, immer aber über halben Leib im Schnee gehen. Das Tal der Schwarza ist so eng, die Berge so hoch, dass nur eine kleine Portion Himmel, Luft, Sonne, Mond zu sehen ist. Da fällt der Schnee in Flocken wie Brustflecken so groß und scheint die armen Bewohner zu erdrücken. Er erzählte mir von dem Sturz der Lawine im Höllental, zu Reichenau gehörig, welche am 12. April einen vermöglichen Bauern, Weib, 4 Kinder und Knecht verschüttete. Erst am zweiten Tage konnten 200 Arbeiter, welche mit Krampen, Schaufeln und Hacken sich durch Gewölbe von Schnee den Weg zu den Unglücklichen bahnten, die Leichname finden. Unter der Ofenbank fanden sie 5 Hühner, wovon 4 am Leben, das fünfte von ihnen aber schon zum Teil aufgezehrt war. Um ½ 9 h waren wir auf dem Bruckenweg, Gang zum Eisenhammer, welcher sich so verengt, dass nur ein Wagen Raum hat. Meine Ansicht ist hinaus nach Gutenstein aufgenommen, wo die Ruine des Schlosses rechts ist. Eine Viertelstunde links außer Pernitz stiegen wir auf dem Feldwege aus, um den Fall der Mira außer Muggendorf zu sehen. Wir gingen rechts durch Felder, Wiesen, stiegen den Berg hinauf und sahen die kühn an den Felsen gleichsam angepappten Sagmühlen. Er mag in vielen Fällen wie der Michaelerturm hoch sein. Eine kleine halbe Stunde und man ist bei dem obersten Kohlhaufen und Sägemühle. Gut angebrachte Bänke dienen zum Beschauen dieses herrlichen Naturschauspiels und zum Ruhen. Wir gingen über den Steg und zum Fahrweg, waren um 11 h bei unserem Wagen und um 12 h im Mühltal bei der Wirtin zum Grünen Baum. Mich lüstete zu sehr die Veste Starhemberg zu sehen, stärkte mich mit Champagner mit Wasser gemischt und trat in Begleitung des alten Hausknechts den ¾ Stunden langen Weg in der großen Mittagshitze an. Belohnend war diese große, hohe Ruine und die Aussicht ins Tal nach Piesting. Ich fand in einem Loche eine arme Tagwerkein mit Mutter und zwei Kindern auf Stroh liegen. Von einer Geiss und Erdäpfeln ernähren sie sich, da der Einsturz ihres Gewölbes ihren Untergang droht. In dem hohen Turm fand ich zwei prächtige, kühn gewölbte runde Gewölbe. Im großen [Turm] links beim Eingang zeichnete ich aus Bewunderung meinen Namen ein. Vor 2 h war ich zurück, aßen gut, tranken Champagner mit Wasser. Fuhren um ¼ 4 h weg, waren um 6 h in Traiskirchen und um ½ 9 h in Wien. Martin fuhr von Mühltal besonders gut. Ich eilte gleich nach Haus, brachte Theresen Geschenke, fand alles gut, gesund, nur eine Fatalität wegen Schwärzens unseres Maultierkutschers. So endigte ich eine beschwerliche, aber sehr angenehme, doch kostspielige Reise, denn wir gaben bei 800 fl. aus. Therese und ich plauderten bis 11 h, dann schlief ich ein, schlief aber nur wenig wegen Hitze. Die Diana bekam indessen seit 8 Tagen ein junges Weibchen und machte großen Spektakel. Abends etwas Regen.
Band 08 (VIII.), Seite 167r
28.06.1817
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