Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [7271]

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1817
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Im Kloster Gutenstein. Ein schöner Morgen !. Um 5 h stand ich auf, mein erster Blick fiel auf den Schneeberg, welcher anfangs schön und heiter war, später aber eine Kappe bekam. Der Klosterdiener Joseph putzte uns das grüne Jagdröckl, Stiefel. Seine Geschäftigkeit samt Figur erinnerten mich an Baumann als Adam. Ich schrieb mein Tagebuch, fühlte mich ganz gestärkt von der reinen, balsamischen Luft.Hörte um 8 h des Aloysius Messe, frühstückte im Gloriett, gegenüber von meinem Fenster, eine herrliche Aussicht in Gebirge und Tal. Dieses Gloriett, auch Friedenstempel genannt, ist von dem damaligen Pfarrer aus Holz verfertigt. Von diesem Tempel ist ein sehr deutliches und täuschendes Echo zu hören. Von da gingen wir zur Magdalenenkapelle, in einem Felsen angebracht. Sie kniet vor einem Spiegel und Kruzifix. Wir sammelten Tannen-, Fichten- und Föhrenzapfen. Vormittags kam der Pater Prokurator Paul, zum Speisen der P. Engel mit dem Pfarrer Brack von Schwarzau, Markt von 7 Häusern bestehend, 4 Stunden tief im Gebirge. Nun war die Gesellschaft munterer, der Pfarrer, ein Wiener, ein jovialer Mann. Wir speisten im Lusthaus und hatten die Aussicht in das Pernitzer Tal. Um 4 h gingen wir den Kreuzweg, erquickten uns an der balsamischen Luft, um 6 h jausneten wir im Tempel, sahen später im Kloster ihre Ornate an. Die Wohlfahrt machte sich mit Paul den Spaß, weil er sich mit uns zur Kreuzkapelle setzte, dann zu schlafen anfing, und ließ ihm durch Aloysius die Uhr herausziehen, ihn aber fortschlafen. Um 8 h wurde im Refektorium soupiert, und ging der Jux mit der Uhr an. Niemand sagte etwas; am Ende verbürgte sich Paul, 25 fl. zu zahlen, wenn er sich einen von der Gesellschaft wählen und visitieren darf, und die Uhr nicht findet. Er visitierte den Aloys, fand aber die Uhr nicht, weil sie der Engel schon versteckte, welcher uns in seinem Zimmer Frauenzimmerhaare zeigte. Ich wälzte allen Verdacht auf Fink und Paul bekam seine Uhr nicht. Ich zeigte der Gesellschaft dann das in Papier geschnittene Schattenbild des Christuskopfes, welcher allgemeine Bewunderung erhielt. Um 11 h ins Bett, eine schöne Mondnacht.
Band 08 (VIII.), Seite 166v
27.06.1817
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