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Fahrt nach dem Servitenkloster Gutenstein, wo wir nach Finks Brief gute Aufnahme erwarteten. Ein schöner, aber warmer Tag. Um 5 h brachen wir auf, nach des Pfarrers Vorschlag anstatt über den hohen Öhler zu fahren, über den Ascherberg. 4 Ochsen wurden gegen Bezahlung von 12 fl. vor den Wagen gespannt, die Pferde gingen leer. Der Pfarrer begleitete uns bis Miesenbach zum Instrumentenmacher Walter. Sie gingen über den angenehmen Fußteig, ich mit Wohlfarth blieben beim Wagen, leitete das Fahren, um auf den Felsen den Wagen nicht zu zerschmettern. So kamen wir auf dem schlechtesten Weg, von Wasserströmen zerstört, um 8 h bei Walters Wirtschaft an. Um den Wagen nicht stürzen zu lassen, hieb der Ochsenbauer einen Tannenbaum ab, welcher an einer Kette befestigt, trotz Sperrkette und Radschuh hinten nachgeschleift wurde. Walter war in Wien, wir fanden den Schwiegersohn, den Landschaftsmaler Gauermann und den Jean Voith vom Krautauer, welcher sich sehr freute, mich zu sehen. Wir nahmen Obers und Wasser, sahen diese schöne, große, gut kultivierte Wirtschaft, welche über dem Berg bis zur Kirche von Scheuchenstein eine kleine Viertelstunde reicht. Gauermann zeigte uns zwei ländliche Tableaux und versprach mir eine Skizze vom Wasserfall vom Toten Weib. Beinahe 1½ Stunden fuhren wir den schlechten Weg über Felsen, durch Bäche zur Straße, waren um 11 h in Pernitz – 18 x Maut, in der Nähe der Muggendorfer Wasserfall – und um ½ 12 h in Gutenstein. Vor Gutenstein baute sich der Spitalmeister Wiltfeyer (?) ein niedliches Landhaus bei seiner Wirtschaft. Von Pernitz sieht man Gutenstein, aber wie ein Jägerhaus, weil nur 2 Fenster, wo unten das Refektorium ist, Fronte in das Tal machen. Der erste Anblick ist rechts das verfallene Schloss, links im Markt das neuere Schloss des Grafen Hoyos. Im Pfarrhof stiegen wir ab, der Pfarrer und Prokurator speisten zusammen. Die Aufnahme war kalt, niemand wollte von uns etwas wissen. Fink lief auf den Berg hinauf, kam nach einer Stunde mit 3 Eseln, einer gesattelt, 2 in Wagerl gespannt, und so stiegen wir – die Wohlfarth ritt – in der Mittagshitze auf den ¾ Stunden hohen Berg. Der Superior P. Aloysius – der Prior war wegen Krankheit in Wien – empfing uns sehr artig, wies dem Wohlfahrt in der Apotheke außer dem Kloster, dem Fink und mir im Kloster die Provinzials- und Sozietätszimmer an. Wir reinigten uns und ließen uns rasieren. Ich habe von meinem Zimmer den Schneeberg in seiner ganzen Größe vor mir. Ich plauderte mit Aloysius vom Kloster, von ihrer schlechten Existenz, dass nur 5 Priester und 2 Laien sind. Das Kloster hat Platz für 20 oder mehr Geistliche. Sahen das Refektorium, Lusthaus vor selbem mit Aussicht auf das Pernitzer Tal, das Wirtshaus. Indessen wurde Eierspeis und Kalbsschnitzel bereitet, wir aßen seit 4 h früh nichts. Dann führte uns Aloysius den Kreuzweg, sahen mehrere recht gut gewählte Kapellen und Hütten, die Aussichten in die Klamm, Schwarzau- und Klostertal. Aloysius schoss ein paar Mal, die Wirkungen des Echos waren groß, überraschten. Ich schloss mich an Aloysius an und fand in ihm einen angenehmen jungen Mann von 30 Jahren, der gleichsam hierher verbannt ist. Um 8 h aßen wir mit den Geistlichen Kalbsbraten, welcher leider roch, Salat; nach 9 h ging’s ins Bett. Ich sah noch trotz meiner Müdigkeit den Schneeberg vom Mond beleuchtet von meinem Fenster aus.
Band 08 (VIII.), Seite 166r
26.06.1817
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