Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [7268]

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1817
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Reise bei dem Toten Weib zu Fuß nach Mürzsteg, da erwartete uns der Wagen. Speisten in Neuberg, fuhren dann über Mürzzuschlag über den Semmering nach Schottwien. Um ½ 7 h beschenkten wir die Bäuerin am Anfang des Weges und traten unseren beschwerlichen und gefährlichen Weg über die schlechten Stege und verfallenen Fußteige an. Über eine Passage von 1000 Schritten ist der Pfad kaum fussbreit und Steine rollen unter den Füßen in den Abgrund der Mürz, welche öfter 2 Klafter tief ist. 3 Stunden gingen wir diesen Weg, wovon die zwei ersten sehr ermüdend waren. Außer Mürzsteg sahen wir die kaiserliche Rohrschmiede, ließen uns einen neuen Flintenlauf schmieden, bohren, durchziehen und dann Schrauben ziehen. Um 12 h waren wir in Neuberg, aßen im Äußeren Wirtshaus. Der Unterverweser Falchenau (?) kam auf unser Ersuchen, die Stollen zu befahren, sogar selbst ins Gasthaus. Begleitet vom Hutmann und Vorsteher führte er uns zuerst in den Steinbau (?), dann in die obere, welche ganz ausgepölzt und vielleicht 300 Schritte lang ist. Sonst arbeiten 200 Bergleute, jetzt kaum 80 und diese sind erbarmungswürdig bezahlt. Dann sahen wir das Erz rösten, mit dem Hunt vom oberen Stollen, worin wir auf Eis (?) gingen, auf dem Kanal zum Rost führen, die Bergleute am Tage von außen mit Ketten arbeiten, kurz die ganze Manipulation. Dann sahen wir die schöne Kirche der ehemaligen Zisterzienser und im Vorbeigehen die Hoch- und Schmelzöfen, welche aus Mangel an Eisenabsatz brach liegen. Nach 4 h fuhren wir weg, ein Donnerwetter mit Regen begleitete uns nach Mürzzuschlag, Poststation. Ohne Scheu gegen die Gesellschaft handelte die Wohlfahrt, um ihre Pferde zu schonen. Erst nach 7 h kamen wir auf den Semmering, da stieg sie wieder aus, so leicht und gut der Weg ist; dies bestimmte mich ganz auf Schottwien zu gehen. Um ½ 8 h war ich bei dem Monument am Semmering, ein Postament von Marmor, unter Karl VI. vom Grafen Zinzendorf errichtet und von den steirischen Ständen 1808 renoviert. Hier ist die Grenze von Steiermark und Österreich. 10 Minuten nach ½ 9 h war ich in Schottwien beim Postwirt. Ich war so verdrießlich und verlor meinen Appetit, weil ich in Neuberg ein Lämmernes mit Ekel aß und mich übergeben musste, sodass ich nichts aß, mein Tagebuch schrieb und um 10 h ins Bett legte.
Band 08 (VIII.), Seite 165r
24.06.1817
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