Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [7266]

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1817
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Nach dem Frühstück – wir zahlten samt dem Kutscher 37 fl.; unmäßige Teuerung ! – um 7 h in Türnitz. Schöne Fahrt zwischen Felsen, stets am Bache, wild, schauerlich, doch schön. Auf dem Platze beim Kunstdrechsler kaufte ich für 24 fl. Muttergottes, Tabakspfeifen und dgl. Eine Viertelstunde weiter ist die Glasfabrik, unlängst ausgespielt, nun dem Stift gehörig. Wir ließen uns Gläser blasen. Ich bestellte für meinen Garten farbige Gläser, dann nach einer von mir gezeichneten Form bestellte ich beim Hüttenmeister 50 Groß-Seitl, 50 Halbseitl, 6 Krüge zu 2 Maß, 6 zu 1 Maß und 6 zu ½ Maß, 12 Maß-, 12 Halb-Flaschen, alles von grünem Glas. In 3 Wochen wurde mir alles versprochen; dem Hüttenmeister gab ich 40 fl. Darangabe. Der Garten und Glashaus samt Salettl des Direktors haben eine schöne Lage und gefielen mir. Bei der schön gebauten Kapelle wohnt der Einsiedler, welcher eine Hütte hat, über 70 Jahre ist und schon 46 Jahre da. Von dem Maria-Heimsuchung-Brunnen tranken wir vortreffliches Wasser in einem grünen Krügel, welches uns der Einsiedler reichte. Beim Bergbauer-Wirtshaus am Fuße des Annaberges mussten wir wegen Mangel an Vorspann speisen, fanden Reisende aus Graz. Assen schlecht, zahlten viel; Fink, welcher zum Zahlen keine Miene macht, ist gar sehr unbehilflich. Mit drei Vorspannpferden fuhren wir um 1 h auf den Annaberg, unsere Pferde gingen voraus. Gewitterwolken türmten sich auf; möchte ein wohltätiger Regen die Natur erquicken, den Staub dämpfen ! Von da ging’s auf den Joachimsberg, Josephsberg, wo ein Geistlicher an der Kirche wohnt; das Altarblatt ist die „Flucht nach Ägypten“. Dieser ist der steilste und der Weg am schlechtesten. Fink musste gehen, ich ritt einen recht guten Braunen von einem Bauern, welcher rechts am Wege zum Wasserfalle seine Hütte hat. Den Josephsberg hinab gingen wir. Am Abhang des Josephsbergs fanden wir noch Schnee und waren so kindisch, uns am 22. Juni damit zu bewerfen. Im Tale erreichte uns das Donnerwetter. Fürchterlich grollte der Donner, Nebel umhüllten den Ötscher, der Regen fiel in Strömen. So kamen wir auf den Sebastiansberg. Dort steht in der Mitte der Kapelle auf einer Säule die Statue Sebastians. Der Regen milderte sich, als wir zum Urlaubskreuz kamen. Von da sieht man zuerst die Türme von Mariazell, Stationssäulen führen dorthin. Bei diesem Kreuz ist der Tobenzische Holzschwemmkanal; von da wird das Holz nach Pöchlarn – einem Städtchen an der Donau – geschwemmt. Um 7 h waren wir in Zell, kehrten bei dem Ensel (?) Wachsler beim Goldenen Kreuz ein. Gingen in die Kirche, vom Markgrafen Heinrich im Jahre 1200 gebaut; das Portal ist gotisch, vom König Ludwig im Jahre 1363 erbaut, welcher die Kapelle in der Mitte baute. Wir sahen die halb reparierte Kirche; die Kuppel ist neu gedeckt. Das Schreien der Wallfahrer – sie schreien deutsch, böhmisch, slowakisch zusammen – stört jede Andacht. Um 8 h zum Souper, wir waren sehr vergnügt; dann ins Bett. In der Nacht war heftiger Sturm, der Donner erschütterte die Häuser.
Band 08 (VIII.), Seite 164r
22.06.1817
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