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Regen und kalt. Um 6 h ging ich ins Schloss, um 7 h fuhr die Fürstin und der Kammerwagen weg. Dann machte ich dem Gönner meine Aufwartung und war lange bei ihm; in der Antichambre hielt ich mich auch eine Zeitlang auf. Therese schrieb ich das Gespräch mit dem Gönner; der Mama schickte ich Milchbrot und Marillen, alles durch Walther. Um 1 h fuhr der Fürst mit seiner Suite über Esterháza nach Ozora. Heute hatte ich Ringer zu Gast und wir hatten ein recht fröhliches Mahl. In der Antichambre hatte ich heute einen sonderbaren Auftritt mit einer alten Frau, einer Jüdin. Als ich wegging, rief sie mich auf die Seite und trug mir an, mich zu kurieren; ich möchte sie am Nachmittag besuchen. Ich ließ mich entschuldigen, dass ich wegen der rauen Witterung nicht ausgehen könnte. Nach 5 h kam sie selbst, blieb bis 7 h und brachte mir ein Fläschchen vom herrmannischen (?) Wundersalz, Universalarznei. Italienisch konnte ich heute fast nichts lernen, weil ich viel zu tun hatte und sonst gehindert wurde. Abends wartete ich mit Ungeduld auf die Ankunft der Brieftasche; sie kam nicht. Um 10 h legte ich mich ins Bett und schlief gut.
Band 02 (II.), Seite 35r
30.07.1799
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