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1816
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Den Vormiittag trüb, nach 3 h Gewitter, abwechselnd starker Regen. Im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Dichter und Tonsetzer“, Oper in 3 Akten vom seligen Dalayrac, übers[etzt] von Treitschke; mit Rosenfeld und Forti, gefiel sehr. Im Theater an der Wien „Pächter Robert“, „Waldmädchen“. Ankunft einer Partie Bertolischer Wolle von 13,58 (?) Zentner (?). Verdruss mit dem Narren; musste auf des Husaren Rückkunft bis nach 1 h warten. Hatte mit Ullmann, Weber Deliberation wegen dem Stock des Schlossers, welcher nicht geduldet werden kann. Dann fuhren Jungmann und ich zur Gumpendorfer Linie, speisten im Meidlinger Gast- und Badehaus, spielten nachher Billard und warteten 2 Regengüsse ab. Als wir dem Schönbrunner Garten nahe waren, kam ein neuer Regen. Ich in Schuhen, leichten gestreiften Beinkleidern, Frack aus Casimir. Trotz Verbot und Zurückweisung beredete ich doch eine Burgwache, uns durch den Garten zur Menagerie zu führen. Ein Wärter übernahm uns und führte uns zu dem Bären, Elefanten, Affen und schließlich zu dem jungen, 3 Monat alten Löwenmännchen, vom Dey von Tunis. Einer seiner zwei italienischen Wärter hatte ihn bei sich auf dem Bette und spielte mit ihm. Dieses Löwerl schenkte die Prinzessin Wales unserem General Pino und dieser schickte ihn dem Kaiser. Er ist lichtbraun, etwas gescheckt, hat die Größe des größten Katers. Sein Schwanz ist so lang als sein Körper. Er schreit, dass man ihn auf 30 Schritte hört, frisst täglich 2-3 Pfund rohes Lämmernes und saugt an 2 Ziegen, einer roten, an welcher wir es sahen und einer schwarzen. Jungmann und ich streichelten den einstigen König der Tiere an Kopf, Körper und Schwanz, nahmen seine Füße, welche beinahe so dick wie mein Arm sind. Nach einem Jahr möchte ich es nicht wieder versuchen. Nachdem wir uns lange aufgehalten, alles beobachtet hatten, gingen wir im Regen und tiefen Kot, dass ich jeden Schritt besorgte, den Schuh zu verlieren, zum Theater des Malanotti, gebaut von Kornhäusel: recht hübsch, bequem und geräumig, mit einem Rang Logen, dann Galerie. Ich sagte: „Jetzt sollte der Kornhäusel kommen und uns in die Stadt fahren !“ Gleich darauf erblickte ihn Jungmann; groß war unsere Freude. Er bot uns gleich seinen Wagen an, wir trockneten uns, indessen er Verschiedenes ordnete. Mit Kornhäusel verabredete ich manches wegen meinem Gartengebäu, und dass wir künftige Woche zusammen hinaus fahren und in facie loci alles bestimmen wollen. So war ich um ½ 8 h, aber immer noch ganz durchnässt, im Kärntnertor-Theater. Im Parterre fand ich Stabl, Ortner, Pfersmann, Kridl. Die Oper unterhielt mich recht angenehm, Rosenfeld und Forti wurden vorgerufen. Nachher zur Weintraube und immer noch nass ins Bett. Kurs 273 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 114r
11.07.1816
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