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Kühl und sehr windig. Außerordentlich unruhig schlief ich. Um 6 h besuchte mich der Stallmeister; ich erzählte ihm das Geschehene mit Fellner, worüber er zufrieden war. Um 8 h, um mich meiner Winde zu entledigen, ritt ich nach Oberdöbling und auf die Türkenschanze im stärksten Trab. In Döbling besuchte ich die Clair, welche ich sehr schwach und elend im Bette fand. Auf der Türkenschanze fand ich alles wohl, ließ die Marie reiten, nahm zum Frühstück ein Glas Wasser und trabte wieder nach Hause, wo ich erst um ¾ auf 10 h eintraf. Ganz durchnässt, zog ich mich um und ließ mich durch Bauer (?) frisieren. Machte der Mama 100 fl zur Badekur zusammen, legte den Schlüssel zur Silberschatulle bei und gab ihn ihr mit dem herzlichsten Ausdruck. Matt, durstig – ein paar Gläser Wasser wurden von mir verschluckt – empfahl ich mich um ½ 12 h in die Stadt, besuchte Liebisch und kaufte in Kommission für Csekonics ein Stück Gingham, gelb gestreift. Später ging ich zum Portier und nahm da bittere Tropfen. Appetit hatte ich keinen und viel Schwindel. Bei der Mama speiste Roesler; ich konnte nichts essen. Die Weidmann war zu Besuch da. Nach Tische schrieb ich Lang nach Mortara im Piemontesischen. Nach 5 h empfahl ich mich, nahm vom Portier den Michel mit und ging ins Burgtheater; zum ersten Male „Seelengröße oder der Landsturm in Tyrol“. Es gefiel, hat aber viel zu viel oft schon besser gesagte und mit langer Anstrengung angewandte Sentenzen; die klugen Raisonnements des Nouseul und der Weissenthurn, dann gegen Ende die Szene des Brockmann als Vater Martin und Kreishauptmann, als er das Sein des Nichts auszudrücken, mit zwei Fingern auslöschte, machten mich lachen, denn es erweckte in mir die Erinnerung an den verstorbenen Hamlet, Friseur in Penzing. Sehr schwer fiel es mir, in der großen Hitze das Stück auszuhalten, denn beinahe wurde mir übel. Nach dem Theater führte ich den Buben nach Hause, nahm noch einmal Tropfen. Kaum war ich in der Herrengasse, musste ich sehr stark mich übergeben.
Band 02 (II.), Seite 27v
18.06.1799
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