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Leopoldsfest. Ein kalter, nasser Tag; es regnete und ein Sturmwind sauste. Akademie im Kärntnertor-Theater für die Wohltätigkeit. Früh frug ich Therese, ob sie die Schrift schon geschrieben habe, dass ich nach ihrem Tode Alleinerbe bin und mir nicht gefallen lassen muss, von meinem erworbenen Vermögen mir die Hälfte abzuschätzen. Nein, war die Antwort, sie kann sie auch nicht schreiben. Nun ist dies zum dritten Mal, dass sie mich narrt, dass sie einstimmig ist und sich von schlechten und dummen Menschen leiten lässt, mich so niederträchtig zu behandeln. Ich forderte meine Schrift zurück und werde sie nach Verdienst belohnen. Wie undankbar, schändlich ! Ich schrieb meinem Bruder, ging zur Keglevich, mit Lichtenstern (?) zu Kárner, wegen einem Grund zu Mariahilf. Neefe speiste da; ich bin ganz abgespannt. Nach Tische kamen Richart, Jeanettl und Hoffmann Joseph. Ich suchte Gesellschaft, war im Kärntnertor-Theater im Orchester, fand Hans, junge Lotti, die Grünthal, plauderte und so passierte der Abend. Ich hörte, der Motesiczky sei dagewesen, wie keck ! Wäre lange geblieben und käme wieder. Er will in ein Comptoir, ist aber überall ein Taugenichts.
Band 08 (VIII.), Seite 81r
15.11.1815
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