Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [664]

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1799
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Ein schöner Tag; Abreise des Fürsten nach Ozora. Früh arbeitete ich, um 8 h ging ich in die Stadt zum Fürsten wegen Geld und blieb bis 2 h; nie im Leben machte ich so lange Antichambre. Endlich wies mich der Fürst an den Eötvös, wo ich indessen 100 fl. bekam. Zwei Stunden lange Sitzung war zwischen dem Fürsten, Graf Carl, Siess, Eötvös und Joël. Bei Tisch ging’s etwas steif zu; nach Tisch blieb ich bei des Fürsten Abreise. Ging dann zum Gönner, schwätzte lange mit ihm: Dann zu Baumann, welcher mir sein Porträt von Lange als Geselle Adam im „Dorfbarbier“ zeigte, und mit ihm über Währing – wo wir im Biersack (?) um den Ohmann frugen, welcher aber nicht zu Hause war – auf die Türkenschanze, welche rechts auf einer Anhöhe zwischen Weinhaus und Gersthof gelegen und eine schöne Aussicht über Wien, die Donau und alle nahe gelegenen Ortschaften gewährt. In Vertiefungen sind 4 Pulvermagazine angelegt, bei dem größten derselben wohnt ein Munitioneur, wo wir einsprachen, Bier tranken und Rettich mit Butter und Brot aßen. Die Tochter des Munitioneurs ist in der Stadt bei einem Sprachmeister Decret (?) angestellt, die mit ihrem Mann, der vom Schlage gezeichnet ist, ihrer Tochter und einem Sohn von Schwabée (?), 13 Jahre alt, auch kränklich, bei ihrer Mutter im Sommer wohnen. Die Tochter Marie kannte ich gleich von der Jubelhochzeit der Siccardischen, und so wurde eine Menge geschwätzt. Um 8 h empfahlen wir uns und gingen nach Hause. Bei der Linie trennte sich Baumann von uns und ging rechts auf die Josephstadt, ich durch die Währinger Gasse langsam nach Hause und war um 10 h schon im Bett. Heute war „Molinara“; Therese sang so schön und ich hörte sie nicht; dies tat mir doch leid.
Band 02 (II.), Seite 25v
01.06.1799
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