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Vor 6 h war ich schon auf, arbeitete etwas, frühstückte. Ging um 7 h wegen Besorgung der Kriegskarte in die Stadt, zum Gönner, dann zum Fürsten. Dem Gönner brachte ich ein Billett für einen gesperrten Sitz im Kärntnertor-Theater und blieb bei ihm, bis er auf Dornbach fuhr. Den übrigen Vormittag brachte ich beim Fürsten zu, aber leider vergebens, denn ich erhielt noch kein Geld; die machte mir sehr üble Laune. Nachher ging ich zu Klingmann, fand niemand zu Hause, begegnete Ziegler, begleitete ihn nach Hause und ging zum Speisen. Heute gab es wieder einen gewaltigen Verdruss. Man behandelt mich mehr als einen Fremden und fordert, dass ich mich unglaublich genieren soll. Die Mutter ist doch ein unerträgliches Weib ! Ich schlief nach Tisch auf der Fensterstufe des kleinen Zimmers und dies löste den Zankapfel aus. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, um „Milchmädchen“ und das neue Ballett „Zemire und Azor“ zu sehen. Agnes war auch da und der Fremde aus Dresden, Roesler, welcher mich engagierte, er wolle mich en miniature malen. Therese blieb nur bei der Oper. Nach dem Ballett schlich ich mich voll Missmut, matt und schläfrig nach Hause. Abends regnete es, war windig und kalt.
Band 02 (II.), Seite 24v
27.05.1799
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