Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [6528]

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1815
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Trüb, windig. Im Burgtheater „Corsen“, [im Kärntnertor-Theater] „Neuer Gutsherr“, „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Große Feierlichkeit in Baden, Eröffnung der Luisen-Brücke, Legung des Grundsteins vom Rathaus. Früh ging Therese zur Moser Ich arbeitete im Haus. Die Galerie im 2. Stock wird zu brechen angefangen, aber wie schurkenartig ! Seegruber tut, als ob er und sein alter Bruder träumen. Die Tischler legen den Boden im 4. Stock. Um 10 h kam Radl, dann musste ich zur Cavriani, sie will die Walterskirchen rückwärts logieren. In die Apotheke, zu Dermer, wo ich Reichel – nun Küstner – fand. Elsler holte mir das Interesse der Bernhard’schen Waldaktien und speiste da. Ich schenkte ihm ein braun casimirenes Beinkleid. Später kam der Zeichenmeister Raulino, welchen ich bezahlte und Theresens Bild zeigte, welches sie der Moser, dann Dermer und Joseph Hoffmann schenkte Um 5 h fuhr Therese mit Fanny zur Mirus nach Penzing und zur Hönigsberg (?) und Assen nach Hietzing; bei ersterer nahm sie Gefrorenes, bei letzterer, wohin auch die Nina kam, Kaffee. Um 5 h erschien Stifft, brachte mir meine Rechnung über 6000 verkaufte fl. Zwanziger, wofür ich 25.694 fl. bekam, also nach dem Kurs von 400 fl. 1694 fl. gewann. Er erzählte mir, dass am 10. das Hoflager noch in Heidelberg war und dass in Baden vormittags nach 12 h die neue eiserne Brücke, als Ehz. Anton, Trauttmannsdorff, Pepi Pálffy, der Stadtmagistrat und noch andere hinübergegangen, die Menschen folgten und bei 400 bis 500 Menschen auf der Brücke waren, in der Mitte zu sinken begann und schnell einstürzte. Alles stürzte hinab und ein großer Teil wurde mehr oder minder schwer beschädigt. Die Bestürzung war außerordentlich und das Geschrei der Unglücklichen erschütternd. Abends auf der Bastei erzählten mir Poller (?) und Eberl das Ganze umständlich. Über 100 Menschen wurden mehr oder weniger beschädigt. Dem alten Biedermann wurden beide Füße zerschmettert, Straßer (?) und seine Frau verloren jeder einen Fuß Des englischen Kuriers Crauss Frau stürzte auf ein Eisen und stiess sich selbes in den Unterleib. Die Salmi, Esterházy, Fuchs etc. litten alle. Impromptu auf den Einsturz der neuen Brücke in Baden:„Der Bürgermeister sprach: Die neue BrückeIst für die Ewigkeit. Da brach in einem Augenblickedie Ewigkeit in tausend Stücke,gleich der Vergänglichkeit; o welche Ewigkeit !“Die für den gleichen Tag vorgesehene Legung des Grundsteins für das neue Rathaus unterblieb. Die Rudera der Brücke wurden schnell weggeschafft.
Band 08 (VIII.), Seite 63v
15.06.1815
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