Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [6346]

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1814
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Heiter wie im Mai. Im Burgtheater „Axel und Walburg“, im Kärntnertor-Theater „Beide Füchse“, im Theater an der Wien „Don Juan“, Sessi als Donna Anna. Den Vormittag beim Grafen, um 11 h in die Schottenkirche und in das Haus von De Ligne. Es gelang mir, hinauf zu kommen und den Leichnam zu sehen. Er lag im 2. Stock, rechts im 2. Zimmer, in Feldmarschallsuniform, von Lichtern umgeben, zu seinen Füßen lagen die Orden. Dann sah ich sein Sterbzimmer links. Das Ganze ist armselig und weckte in mir die Idee eines Don Ranudo de Colibrados. Das Zimmer ist von schmutzigem lichtblauen Seidenzeug, wie die meisten sind, voll Kupferstiche, die meisten Porträts, ohne Rahmen, nur mit Stecknadeln an die Wand geheftet, ebenso auch eine Menge Adressen, Bücher. Sein Bett eine Art Diwan, die Matratzen zerrissen, blutig. Das Ganze war dennoch interessant und trägt das Gepräge eines Genies. Ich verweilte lange, um alles im Detail zu sehen. Seit 2 Stunden war sein Leichnam sehr angeschwollen und sein Gesicht unkenntlich. In den kleinen Vorzimmern standen Burgwachen und Trabantengarden, die ihn sehr bedauern. Er wurde in einen weißen Sarg, dann in einen von Eichenholz gelegt, zweimal verschlossen und dann auf den Berg nach seiner Anordnung geführt. Um 12 h war sein feierliches Begräbnis. Die Garnison rückte aus, die Bürger machten Spalier, 24 Kanonen wurden mitgeführt. Die Grenadiere seines Regimentes trugen ihn, andere gingen mit Wappen und Fackeln. Er wurde auf kaiserliche Kosten begraben. Alle Feldmarschälle, Schwarzenberg, Württemberg, führten den Zug an, dann fremde Gesandte, Marschall Wrede, Lord Stuart und viele andere begleiteten den würdigen Marschall zu Grabe. Eine volle Stunde dauerte der Zug. Bei Wrede waren König und Königin von Bayern, Beauharnais, Prinz Carl und Suite. Mittags allein, nach Tische kamen beide Prinster, Richart und sie. Um 4 h zur allgemeinen Institutssitzung, welche streng herging, bei 3 Stunden dauerte. Ech zeichnete sich als Ruhestifter aus, es wurde ihm aber so viel gesagt, dass er ging. So wurde alles ruhiger, dann fortgesetzt. Von den Billets zur Optik am 26. gingen 25 Stück zu 3 fl. ab. Dann zu Richart wegen Zucker und Kaffee, kam zu Jungmann in Compagnie, da wurde präferiert. Stifft erklärte mir, der Diskont sei nun 5%, und so nahm ich meine Zwanziger. Alle Geschäfte gingen schlecht und die Ausgaben mehren sich. Dies macht mich sehr ernst und die Nacht schlaflos
Band 08 (VIII.), Seite 41r
15.12.1814
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