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Himmelfahrt Christi, ein schöner, heiterer Morgen. Um 5 h stand ich auf, arbeitete bis 8 h, ging zu Stessel. Er und ich waren vorher beim Grafen, sprach mit der Gräfin, welche mir sagte, dass der Graf wegen Halsschmerzen erst in einigen Tagen aus Preßburg kommen wird. Um 10 h fuhren Mama, Nina, Therese, Agnes und ich nach Korneuburg und Bisamberg. Wir fuhren über die noch nicht ganz fertige Donaubrücke, wo der Mama alberne Furcht schon dass Verdrusswerk begann. Unsere Fahrt ging über Langenzersdorf nach Korneuburg, eine kleine Stunde. Wir stiegen im Goldenen Kreuz ab, gingen spazieren; ich traf da einen Lehrer von mir, Haunschmidt (?), welcher hier Kreiskommissär ist und mir erzählte, dass heute der Kreishauptmann Baron Lederer die Comtesse Toni Hadik heirate. Abends kommen sie von Wien hier an und sollen mit einer Illumination der Stadt und einem Ball bei den Kreisführungs -Komissärs-Berittenen (?) überrascht werden. Wir speisten gut und wohlfeil, nach Tisch gingen wir in die Pfarr- und Augustinerkirche, in letzterer fanden wir eine Geschichte, mit einer Hostie, welche – von Juden misshandelt – Blut geweint haben soll, welches Blut man uns zu küssen gab. Was es mich kostete, da ernsthaft zu sein, kann ich nicht schildern. Dann sahen wir beim Wiener Tor die Schießstatt an und gingen nach Bisamberg. Agnes und ich schlichen im Orte herum, nahmen den Sohn des Zimmerers Leibleitner, einen wirklich lieben Burschen, zu unserem Führer, gingen ins Schloss, den Hofgarten, zur Kirche und stiegen auf den höchsten Gipfel des Bisambergs. Unsere Aussicht war unbegrenzt, die Donau, Klosterneuburg, Kritzendorf – weil das Aufgebot da lag, merkwürdig –, Kahlenbergerdörfl, Korneuburg und mehrere Ortschaften lagen zu unseren Füßen. Wir jausneten da Kalbsbraten und Semmeln und gingen langsam zurück. Beim Pfarrer bestellte ich meinen Flaschenkeller voll alten Wein, wofür ich 2 fl. 45 x zahlen musste. Um 1 h fanden wir uns im Dorf, gingen durch die Weingärten zur Straße, wo Hackl auch schon gefahren kam. Herwärts von Wien, in Enzersdorf begegnete uns die Vermählungsgesellschaft, Adamberger war auch dabei. In einer Stunde waren wir in Wien. Bei St. Stephan stiegen Agnes und ich ab, gingen ins Kärntnertor-Theater, „Hercules’ Tod“ zu sehen. Es behagte uns nicht und wir gingen jedes nach Hause.
Band 02 (II.), Seite 20r
02.05.1799
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