Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [6175]

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1814
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Regengüsse, stürmisch, die Gewässer treten aus. Im Burgtheater zur Einnahme der Rivollischen Waisen nach 16 Jahren wieder „Die Korsen in Ungarn“; Schauspiel in 4 Akten von Kotzebue; die Rivolla diente 16 Jahre. Im Theater an der Wien „Joh[ann] v[on] Calais“. Ich lag bis 9 h, in No. 373, wohin Schenk kam, fuhr zu Kutschersfeld, Hoffmann, Brandmayer, in die Porzellanfabrik. Austritt des Alserbaches und der Wien; die Zerstörung ist schrecklich, die Bärenmühle, das Theater und ein Teil der Glacis, wo das Bancozettel-Haus steht, sind unter Wasser, Holz, Geräte und verschiedene andere Sachen schwimmen herab. In Baden soll die Verwüstung auch ungeheuer sein. Das fehlte noch zu der unerschwinglichen Teuerung ! Wind und Regen wüten fort. Mittags allein, nach Mittag hatte ich wieder Konferenz mit Hörr, der alles für die Mirus ablieferte. Ging an die Wien, um die Gräuel wieder zu schauen. Haim kam zu mit. Bei dem Bretter-(?) Steg sahen wir das Militär mit Verwegenheit Holz auffangen. Dann ging’s zur Bären- und Schleifmühle. Alle Zimmer sind verschlämmt, die Böden aufgerissen, Steg von der Seite abgerissen und das Erdreich vom Grunde weggespült, und so sind alle oberen Stege zerstört. Im Theater machte es den Demnerischen und Legatta (?) viel Schaden, es wurde aber gespielt. Abends ins Burgtheater, voll, fand Compagnie. Das Stück langweilte, die Rivolla gefiel nicht, wurde aber vorgerufen und dankte und schloss: „So lange ruht der Segen meiner Mutter auf mir, so lange Sie mir Ihren Beifall nicht entziehen“. Nach Mittag ging der Kaiser dennoch nach Baden. Die Zerstörung vom Bache soll groß sein.
Band 08 (VIII.), Seite 22r
27.06.1814
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