Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [617]

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1799
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Bis um 10 h lag ich im Bette. Durch Kerner (?) erfuhr ich v. Kárners Hiersein und ich wollte ihm in der Ungarischen Krone unseren Willkomm sagen, fanden ihn aber nicht zu Hause, sondern später mit dem Beridez, in dessen Gesellschaft er herauffuhr. Nachher besuchte ich Brandl, welcher krank ist, und Kreutzer, welcher mich ersuchte, morgen den Erstling seiner dramatischen Muse „Das Fräulein als Kammermädchen“ zu besuchen, welches ich ihm zusagte. Nachher kaufte ich Theresen ein niedliches Tuch, um auf den Kopf zu stecken, und gab ihr selbes bei Tische. Stessel führte ich zu Klimbke, wir sahen die Galerie der Schauspieler. Dort bat mich Klimbke dringend, Gevatter mit Theresen bei dem aus Mähren gekommenen Mädel zu sein, welches ich ihm auch zusagte. Er schrieb an Therese, welche es ihrer albernen Mutter nicht einmal sagen konnte; wir baten Agnes. Sie sagte zu und wir fuhren gleich hinaus auf die Landstraße zur Mutter, gingen in die Augustinerkirche. Es war infamer Wind und Staub; und warteten auf des Kindes Ankunft. Ich gab Agnesen Geld, um alles zu bestreiten und war bei der ganzen Zeremonie nur ein stiller Zeuge. Der Priester Posidonius war mir bekannt von Lokkenhaus und so traf ich auch hier Bekannte an. Das Mädel wurde getauft auf den Namen Theresia Agnes. Die Verlegenheit bei der Taufe, dann bei der Frage nach des Vaters und der Mutter Name war nicht klein. Nach der Taufe ging ich gleich in die Stadt, über die Bastei zum Burgtor hinein auf die Glacis, um das Manöver zu sehen, welches man dem Großfürsten gab; ich fand da die Bartenstein und unterhielt mich mit ihr. Von da ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Ein Mann, ein Wort“. Als Julie spielte Unzelmann zum letzten Mal, mir gefiel sie wirklich zum ersten Mal. Später kam auch Therese mit Anhang, ich überließ ihr meinen Platz, begleitete sie nach Hause und tat ein Gleiches. Sehr müd und abgemattet kam ich in mein Bett.
Band 02 (II.), Seite 18r
15.04.1799
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