Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [612]

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1799
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Der Mama Geburtsfest; ein schöner Morgen. Um 5 h stand ich auf, um 6 h fuhr ich zu Klimbke, dann zu Mayer und um 7 h fuhren wir nach Hetzendorf, um den Kotzebue, welcher heute nach Regensburg reist, ein herzliches Lebewohl zu sagen. Wir wollten nach Purkersdorf, um während dem Umspannen mit Kotzebue länger reden zu können, da aber Mayer um 10 h Probe hatte, konnten wir nur bis Hütteldorf. Ich ließ auch meine Muhme Blumen besorgen; wir unterhielten uns indes im Garten, in den Zimmern. Um 9 h fuhren wir zurück. In Baumgarten – wo es vor einigen Tagen brannte – kamen wir mit Kotzebue zusammen. Seine Frau und Familie fuhren in einem sechsspännigen Wagen voraus; ersterer bot Mayer die Blumen an, als Beweis unseres Andenkens. Von Kotzebue nahmen wir mit tränendem Auge Abschied, denn auch ihm entfielen Tränen. Er versprach, uns aber in einem Jahr wiederzusehen; wie freue ich mich darauf ! Um 10 h waren wir wieder in der Stadt. Ich ging gleich zur Mama, um ihr meine Glückwünsche abzustatten; da erfuhr ich, dass Agnes und Lang zu Mittag geladen sind, dass wir am Abend von Braun eine Loge haben, und dass alles munter ist. Um 11 h ging ich auf den Bürgerspitalplatz, um die Salven zu hören, welche wegen der Taufe des Prinzen abgefeuert werden. Später ging ich zu Klimbke, wo ich Gewey fand; mit selbem in die Burg, da kam ich mit Lang zusammen, mit ihm auf die Bastei und speisen. Bei Tisch war alles munter; nach Tisch fuhren wir mit einem Postzug nach Nussdorf hinaus. Schön und angenehm war es da. Ich bestellte gleich Kaffee und lud alles zu einem Spaziergang an die Donau ein. Weil aber ein Windchen wehte und es der faulen Mama nicht behagte, durfte niemand gehen; doch Agnes und ich ließen uns nicht abschrecken. Wir schlenderten weit bis über das Ende des Dorfes hinaus und fanden unsere Promenade sehr angenehm. Bei unserer Rückkunft tranken wir bei der Goldenen Rose Zichorienkaffee, wofür ich 3 fl. 45 x bezahlen musste. Später kamen auch Simoni und Lotti mit ihren Schönen. Um 5 h fuhren wir in die Stadt. Tonerl wartete unser, um 6 h waren wir im Kärntnertor-Theater. Man gab die „Edle Rache“; alles übertrieb in hohem Grade, besonders aber Baumann, dem seine alten Leopoldstädter Freunde recht weidlich zuklatschten und am Ende gar herausruften. Er sagte „Ja heute ist ein freudiger Tag; ich gefreue mich auf einen solchen freudigen Tag !“; wie dumm ! Vor Anfang der Oper gingen Tonerl und ich ins Burgtheater, die außerordentliche Menge Menschen, die Hitze, der Geruch und Dunst erreichen keine Beschreibung. Nach dem Theater begleiteten wir unsere Frauenzimmer nach Hause und taten ein Gleiches.
Band 02 (II.), Seite 17r
10.04.1799
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