Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [6108]

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1814
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Heiter, aber windig. Im Burgtheater „Coriolan“, die Mutter Veturia statt Nouseul Weissenthurn, die Gattin Volumnia statt Roose Adamberger. Letzte Einnahme des Lange, er zieht mit seiner Therese und Familie nach Gmunden. Im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Judith“ zum 2. Mal, Mad. Buchwieser, Horschan (?), gefiel nicht. Therese ist besser, nur matt, mediziniert und geht nicht aus. Nach 6 h zum Grafen, sehr beschäftigt, um ½ 9 h reist er nach Preßburg.Ich eilte zu den Dominikanern, sah Phillebois in seinem Ornat, hörte vom Balkon Pauken und Trompeten und sah den Zug in die Kirche zur Feier des Jahrestages ziehen. In Jungmanns Gesellschaft Fahrt nach Wagram, Essling, Aspern; über den Floridsdorfer Spitz, Leopoldau, Süssenbrunn, Aderklaa – wo das zerschossene Gewölbe der Kapelle eingeschlagen und stuckatiert wurde – nach Wagram. Die Orte sind zusammengebaut und sehen wie neu angesiedelt aus. Nun sind an allen Häusern Kugeln eingemauert. Süssenbrunn, Aderklaa, Deutsch Wagram und Gerasdorf gehören dem Grafen Kokorschowa. Im ersteren ist ein ganz artiges Landhaus. In Deutsch Wagram aßen wir Eierspeis und Schweinskarbonaden, fanden die Müllerstochter von Ringelsdorf, sahen die Kirche, den Schafflerhof, wo wir 1809 das Lager hatten, das Managettische Haus, in welchem der Held Carl wohnte, den Pfarrhof, blieben eine Stunde. Um 12 h über Parbasdorf, Raasdorf nach Stadtl Enzersdorf, durchfuhren das Städtchen, wo wohl noch Spuren der Verheerung sind, denn es wurde von den Franzosen gestürmt. Auf den Feldern liegen eine Menge unverscharrter Knochen von Menschen und Pferden. Nach Essling, da ist die Kapelle noch nicht hergestellt, der Speicher sieht wie neu aus, nach Groß Aspern, die ofte Bestürmung des Kirchhofes, der Kirche zerstörten beides. Bis auf den Turm ist beides hergestellt, der ist zwar gedeckt, aber ohne Glocken und nicht verputzt. Von da über Hirschstetten und Kagran zurück. Diese beiden Orte haben sehr wenig gelitten. In Floridsdorf fing ein heftiger Wind und Staub an, uns sehr lästig zu werden. Um 3 h waren wir im Prater, lagerten uns beim 1. Kaffeehaus, nahmen Kaffee, Gefrorenes und Bier, Um 5 h war ich zu Haus. Ich fand mein gutes Weib besser, und hörte, dass sie heute wegen der Kantate „Die Befreiung Deutschlands“ – wozu sie von Hummel, Spohr und Streicher (?) geladen – nicht bei der Milder erschien. Ich schrieb an den Grafen, arbeitete bis 7 h, dann ins Burgtheater. Heute kam die Gräfin Casimir. Dieser Tage tritt die Assen aus und die Lisette von der Illésházy ein. Im Theater fand ich Compagnie, die Logen waren leer, die übrigen Plätze voll. Mit Jubel wurde Lange schon in der Szene empfangen, mit Enthusiasmus nach dem 1. Akt vorgerufen. Am Schluss gab er uns Hoffnung, ihn dennoch manchmal zu sehen und schloss: „Nur ein deutsches Publikum kann so groß deutsche Künstler lohnen !“
Band 08 (VIII.), Seite 12v
21.04.1814
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