Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [590]

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1799
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Früh um 6 h kam Joseph, brachte mir von Therese eine von ihr selbst gestrickte Weste, von Nina ein Uhrkörbchen, von allen Billetts, besonders aber von meiner lieben guten Therese recht ein herzliches, schönes Billett. Gott ! wie freute mich dieses ! Ich war ganz überrascht und wünschte mir, meiner Therese um den Hals zu fallen und mit tausend Küssen versichern zu können, dass sie nur Freude und Seligkeit mir gewähren kann. Dann kam Kutschersfeld, er wünschte mir Glück, wir freuten (?) uns, küssten uns und so schieden wir. Nachher gratulierte mir Tonerl und brachte mir eine schöne Weste von englischem Piquet, welche mich sehr freute. Ein glücklicher Morgen, der den Verdruss von gestern einigermaßen ersetzt und vergilt. Auch der Morgen ist heiter und bringt mir mit Sonnenschein und Wärme ein Angebinde. Um 7 h ging ich in die Stadt, schwarz (?), zur Mama, zum Schneider, dann zum Gönner. Zu Wranitzky um die Billetts, von da abermals zum Gönner. Zum Quarin, Szlavy (?); ersterer empfing mich sehr höflich, letzterer war nicht zu Hause und sah in Schönbrunn den Durchmarsch der Russen. Der Gönner war heute nicht gut gelaunt; auch waren Siess, Major und der Pfarrer Malpassi (?) von Oberlois (?) bei ihm. Brandl gratulierte ich auch, er freute sich sehr. Ich fand ihn noch im Bette und erfuhr, dass er sich erst anziehen und im Bette überraschen wollte. Rosalie machte mir mit ihren Puppen und derselben Garderobe ein Geschenk, und schenkte ihr dafür ein niedliches Halstuch von Schleier (?); die Puppengeschäfte (?) schikke ich nach Eisenstadt und bat Therese, etwas Möbel dazu zu kaufen; die Kleinen bei meiner Mutter werden große Freude haben. Die beiden Westen trug ich gleich zum Schneider und bestellte selbe sicher bis zum Freitag. Um 11 h gingen Tonerl und ich auf die Bastei beim Burgtor und herab beim Stubentor. Mittags aßen Agnes und Tonerl da. Ich schickte eine Bouteille Tokajer hinein; wir hatten große Tafel und waren sehr froh. Um 4 h ging Agnes und auch Tonerl und ich ins Burgtheater zu Haydns Konzert. Noch nie seit Erbauung des Theaters gab’s ein so fürchterliches und gefährliches Gedränge. Pfersmann ließ uns durch die Kanzlei und Galerie zur Kasse hinab und so erhielten wir einen guten Platz. Casanova war auch darin und kam neben meiner zu sitzen, wir unterhielten uns zusammen. Vor Anfang der „Schöpfung“ gab’s possierliche Auftritte, unvermerkt verstrich die Zeit. Ich war sehr aufmerksam und fand viel Vergnügen. Groß war der Beifall, den Haydn erhielt, aber lange nicht so groß, als ich ihn erwartete. Nach dem Konzert wurde Haydn, und lange nachher erst die 3 Singstimmen, Saal samt Tochter, und Rathmayer vorgerufen. Nach Endigung dieser Szenen führten wir Casanova nach Hause, soupierten bei der Mama und trollten uns nach 10 h ebenfalls nach Hause.
Band 02 (II.), Seite 13r
19.03.1799
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