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So viel Regen und kalt wie gestern. In der Nacht ging der Stoß bis unter die Leopoldstädter Brücke, da setzte er sich wieder; das Wasser fiel um einen Schuh. Gestern Abend retteten unsere Postknechte 9 Wägen aus des armen Brandmayers Schupfen, der durch das Wasser einen Schaden von mehr als 1000 fl. hat. Gestern beim Nachhause fahren gewährte uns die von Fackel erleuchtete Donau, Leopoldstadt, Roßau und der Zimmermannswerkplatz einen prächtig schauerlichen Anblick. Man erleuchtet alles, um den auf Treppen gehenden Leuten den Weg zu zeigen und so größerem Unglück vorzubeugen, das Steigen und Fallen des Wassers genau zu beobachten und den Zimmerleuten zu leuchten, welche alle an Treppen und Schragen arbeiten. Artner, der Gärtner von Kittsee, Tonerl und ich frühstückten zusammen Schokolade. Bis nach 11 h arbeitete ich, dann fuhren Tonerl und ich auf die Landstraße, das Wasser zu beobachten. Der Stoß hob sich früh nach 9 h, riss aber einen Teil der Weissgärberbrücke weg. In eben diesem Augenblick fiel das Wasser und das Ende der Verwüstungen rückte heran. Nachher in die Stadt, besuchte Klimbke und mit selbem den kranken Bergopzoom, welcher in der Kärntnerstraße No. 1025 im zweiten Stock wohnt. Zum Speisen kam ich erst um ½ 2 h. Man machte etwas scheele Gesichter und die Mama wegen Warten (?) sehr beißend, dies verdross mich sehr. Nach Mittag besuchte ich Weidmann, blieb ein paar Stunden, ging wieder zur Mama. Da las ich Theresen aus der Naturgeschichte vor; Nina war bei der Klob. Nach 9 h ging ich zum Taroni, dahin kam Kutschersfeld. Ich blieb noch ein Weilchen, um mit Klimbke zu schwätzen; dann gingen wir nach Hause. Abends hatte sich das Wasser schon ganz verloren; Gott sei Dank, dass das Elend vieler Menschen schon gemildert wurde. Zu Hause plauderten noch Artner und ich und erst spät schliefen wir ein.
Band 02 (II.), Seite 10r
28.02.1799
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