Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [5705]

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1813
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Trüb, ganz gefroren, Schnee. Im Burgtheater zum Vorteil der Nanette Schütz „Der Ersatz“, dann hielt sie auf ihre 40 Dienstjahre eine Dankrede. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Ländlicher Tag“ von Duport; im Theater an der Wien „Kluge Frau im Walde“. Den Vormittag beim Grafen und Keglevich. Bei mir wird gewaschen, ich speiste in Ehrimfelds und Assens Gesellschaft. Bei Dermer große Theater-Räsonnements. Therese aß allein, nach Mittag zu Haus, zu Kárner, der sehr bestürzt ist, den die Blutrichter Zichy und Joël ganz beseitigen, wozu der gefühllose Szentgály auch beiträgt. Ich schrieb dem kranken Kornhäusel und der Mirus wegen Erforschung eines Apothekers Stossers (?), welcher ein Kind ihres Mannes in Versorgung hatte. Abends ins Burgtheater, volles Theater, plauderte in Compagnie mit Ferd[inand] Huber und Arbesser. Am Schlusse des Stückes waren alle Spielenden postiert, Krüger stellte die Väter Koch und Reil, die Geliebten Korn, Maurer, Koberwein, Klingmann zu beiden Seiten, den Ehrenplatz wies er der Schütz in der Mitte an; allgemeines Klatschen. Sprach: „Ihr gebührt der Ehrenplatz, sie war am längsten in diesem Hause. 40 Jahre, eine seltene Zeit, ist sie mit Ehre hier, mit Liebe, Freundschaft bleibe sie unter uns.“ Krüger küsste ihr die Hand, alle reichten sie ihr und sprachen die letzten Worte nach. Dann trat sie vor und bat um Nachsicht und Huld im Herbste ihres Lebens, dankte dem Publikum, den Zeitgenossen, den Gefährten und den Verklärten. Der Kaiser und sie waren im Theater.
Band 07 (VII.), Seite 141v
15.03.1813
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