Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [570]

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Sehr windig und Regen. Das Wasser ist noch höher gestiegen; wie sehr bedaure ich die armen Einwohner ! Kühe und Pferde nahmen wir wieder auf. Bei uns ist ein kleiner Schweizer Hof, wir haben bei 30 Kühe und 20 Pferde. Früh schickte ich der Mama Obers, auch Tonerl und ich tranken welches vom Roten Hause. Das Wasser stieg um 4 Schuh höher als gestern. Um 12 h ging ich in die Stadt, begegnete Pfersmann und Mayer. Ging mit selben beim Schottentor auf die Bastei, von da zum Neuen Tor und Roten Turm und sahen des Wassers Verwüstungen an. Die ganze Jägerzeile, das Fischertor samt Brücke, das Schanzel samt der Müllerschen Galerie und die Straße rückwärts, der Fischmarkt (?), Salzgries und das Arsenal, alles im Wasser. Bei der Müllerschen Galerie fuhr man im Nachen, in der Gasse rückwärts ging einer auf Treppen, beim Roten Turm konnte niemand ein- und ausgehen. Der Stoß ist an der Augartenbrücke abwärts weit unter der Rasumofsky-Brücke. Es ist ein erschütternder Anblick, solche Mengen unglücklicher Menschen zu wissen. Um 1 h ging ich zu Klimbke, nahm Austeilungen und brachte selbe dem Gönner, welchen ich allein und außerordentlich gnädig fand. Ich sprach über eine Stunde mit ihm von meinem Dienste, Therese, er nahm Anteil, versprach Verwendung, als ich wegging, machte er mir einen schönen, franzblauen Radmantel, welcher mich und meine Therese außerordentlich freute. Nach Tische gab ich ihn gleich zur Zurichtung zum Schneider, der muss wie neu aussehen. Mittags war alles froh. Nach Tische ging ich mit Nina auf die Bastei und zeigte ihr der Donau Verwüstungen. Seit Mittag stieg das Wasser um mehr als 2 Schuh. Beim Roten Turm sahen wir Kutschersfeld und Tonerl reiten; wir grüßten sie und Kutschersfeld sagte, dass Tonerl abends zur Mama kommen wird; er kam auch nach 5 h. Nach 6 h ging alles ins Kärntnertor-Theater in die „Gefangene“. Ich allein blieb zu Hause, las und schlief. Um 8 h kamen sie zurück. Wir soupierten und fuhren mit dem Papa im Phaëton nach Hause. In meiner Wohnung fand ich den Artner schlafen. Wir plauderten ein Weilchen und schliefen erst gegen 12 h ein.
Band 02 (II.), Seite 9v
27.02.1799
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