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Heute Nacht fror es, früh kalt und neblig. Um 6 h stand ich auf, arbeitete fleißig, schrieb Pointner und dankte ihm für den Laib Käse, welchen ich gleich der Mama schickte. Ging um 12 h in die Stadt zu Klimbke. Mayer war da, wir schwätzten vom Theater, von Kotzebue und von Zieglers neuen Stücken. Um 1 h ging ich zur Mama; Nina speiste bei Braunmüller. Empfang und Betragen waren kalt, ich erwiderte ebenso kalt. Nach Tische fuhr ich mit Klimbke, den Stoß zu sehen; dies machte neuen Verdruss, Therese kam in ihrer Bitterkeit und blieb bitter. Zuerst fuhren wir unter die Weissgärber. Beim Kaffeehaus ist schon Wasser und so alles im Wasser, was zu den Weissgärbern gehört. Wir fuhren in einem Nachen bis zur Brücke, mussten aber doch einige Schritte im Wasser machen. Quer über die Brücke sperrte ein Kelheimer Schiff, welches eben von den Zimmerleuten zerhauen wurde, den ganzen Stoß. Dann fuhren wir über die Leopoldstädter Brücke in den Prater. Bei der Johanneskirche steigt die Überschwemmung an und dauert bis zu des Praters Ende. Es st ein schauerlicher, abschreckender Anblick, den ganzen Prater, diesen so angenehmen Erlustigungsort so ganz im Wasser zu sehen. Nach unserer Wagenfahrt besuchten wir Klingmann, der wegen eines rheumatischen Katarrhs unpässlich ist, fanden da Mayer und gingen zusammen ins Burgtheater in die „Johanna“. Bis zum 3. Akt blieb ich im Parterre, unterhielt mich mit Collet und Casanova. Beim 4. Akt ging ich auf’s Theater, sah die Zurichtung der Dekorationen, schwätzte mit Weidmann, Mayer und blieb bis zum Ende des Stücks. Nach dem Theater ging ich im großen Kot nach Hause. Ich fühlte etwas Kopfschmerzen und legte mich gleich ins Bett.
Band 02 (II.), Seite 9r
25.02.1799
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