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Um 5 h stund ich auf und arbeitete. Meine Mängel, welche wirklich nur Neckereien zu Grunde haben, haben mich vollkommen umgestimmt, obwohl ich sie zu tilgen vollkommen geeifert habe Um 8 h fuhr ich zur Donau, um den Eisstoß und seine Verwüstungen zu sehen. Tonerl und ich fuhren zur Augartenbrücke, wo der Eisstoß stand, und an beiden Ufern den Fluss austreten machte. Es fror heute Nacht und so sah die Überschwemmung einem Spiegel ähnlich. Diesseits war nur Holz und einige Hütten im Wasser, jenseits aber die ganze Reihe Häuser. Der Eisstoß hatte nach meiner Beurteilung Ähnlichkeit mit der Idee einer durch Erdbeben zerstörten Stadt. Von da fuhren wir zur Leopoldstädter Brücke. Das Eis stand da noch alles fest, doch hat das Joch gegen die Kaffeehäuser durch ein Streifung des Eisstoßes sehr gelitten. Wir frühstückten beim Hugelmann; ich fuhr zum Fürsten, blieb bis ½ 11 h und wurde dann auf Nachmittag bestellt. Fuhr zum Kammerdiener Seiler des Grafen Oetting (?), suchte unter mehreren Harfen eine aus, eine gute und auch niedliche Harfe, zahlte selbe für 20 fl. 30 x, und brachte sie gleich der Mama, fand aber niemand zu Hause. Dann fuhr ich zum Gönner, sprach lange und viel mit ihm. Er war sehr guter Laune, am Ende gab er mir einen schönen, ganz neuen Gehstock, der mir sehr gefällt, und versprach mir auch seinen franzblauen Reitermantel, auf welchen ich mich sehr freue. Ich suchte und ließ Klimbke den ganzen Vormittag suchen, um einen Bekannten von ihm, einen russischen Major, unsere reiche Sattelkammer zu zeigen. Bis 1 h ließ er mich und den Sattelknecht vergebens warten, was mich nicht wenig verdross. Mittags waren wir bei Tische froh und munter. Nina überraschte und freute die Harfe außerordentlich. Nach Tische musste ich zum Fürsten unterschreiben und um 3 h gingen die Mama, Nina, Therese, Tonerl und ich auf die Rotenturmbastei, um den Eisstoß zu sehen. Wir blieben eine Weile, und um 4 h erhob sich, durch den Schwall des Wassers getrieben, der Eisstoß mit einigem Geräusch. Es war ein fürchterlich großes Schauspiel, der Augenblick, als sich das Wasser bei 4 Schuh hoch erhob, auf der Leopoldstädter Seite bei dem Schiffzuge aus den Ufern trat, und ungeheure Eisschollen, ganze und zertrümmerte Schiffe daher schwammen. Das Schauspiel dauerte eine Viertelstunde. Das Volk lief zum Teil von den Ufern, und auf der Brücke sperrte man die Passage; alles lief aber glücklich vorüber. Um 5 h waren wir zu Hause, da kamen Agnes, Tonerl und Nina, unterhielten sich auf dem Pianoforte. Ich spielte mit Therese Mariage; sie war sehr zerstreut, machte mehrere Fehler, die zum Ausgang des Spieles wesentlich beitrugen; so gab’s etwas Verdruss und wir spielten nicht mehr. Die Mama legte sich später die Würde des Mediators bei, und so wurde der Verdruss grösser; ich schwieg. Nachher spielten wir Pfänder; Tonerl spielte mit Nina den unteren Nachbar; nach 9 h empfahlen wir uns.
Band 02 (II.), Seite 8v
24.02.1799
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