Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [5474]

5474
1812
7
27
In Baden. Der Brand dauert noch immer. Früh kam Militär und so wurde doch mit Ernst gearbeitet, der Verheerung Einhalt zu tun. Nach einer so fürchterlich verheerenden Nacht kam ein ebenso schrecklicher Tag. Ich arbeitete und traf alle nur möglichen Löschanstalten. Der Graf schlief im Wagen, ich gar nicht, ruhte nur eine Stunde in der Kirche, war stets bei der Brandstätte und hatte unsäglichen Verdruss. Dann ließ ich das Gerettete in vier Zimmer der Redoute räumen, da fand sich noch ein großer Teil gestohlen. In Bezug auf mich habe ich auf den Jäger Heyss (?) großen Verdacht. Die Hitze war sehr drückend. Nach 7 h früh riss sich der Turm vom Rathaus mit großem Gerassel los, erschütterte den Erdboden und erfüllte den ganzen Platz mit einer Staubwolke. So ging in Entsetzen und Anstrengung der ganze Tag dahin, welchem wieder eine schlaflose Nacht folgte. Hofrat Liedermann, der Graf und ich speisten bei der Englischen Köchin, er fuhr abends um 6 h nach Wien. Der Kaiser war da und sagte: „Da siehts wild aus“ und auf dem Platze sagte er: „Geht’s Leute, arbeitet lieber, helfet einander, anstatt dass ihr mich anseht.“ Die Erzherzoge gingen immer herum. Von den Wienern, welche den Brand ansehen kamen, strotzten alle Gasthäuser und waren alle Straßen voll. Als ich gestern herausfuhr, war die Straße einer großen Flucht ähnlich, Wagen an Wagen eilte der Stadt zu. Die Bestürzung ergreift alle Gemüter.
Band 07 (VII.), Seite 111v
27.07.1812
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b