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1812
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Annenfeier. Heiter. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Schatz im Traume“, Im Theater an der Wien „Gustav Wasa“. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in den Prater, fand Schenk mit Anhang. Therese hatte um 10 h Probe, ich schrieb an den Grafen, promenierte auf dem Kohlmarkt, Graben. Therese speist bei ihrer Mutter, die Mirus auch, welche aber wegen Krämpfungen nicht kam und nur ihre Therese schickte. Ich überraschte die Mama und war auch ihr Gast, doch wollte es mir nicht behagen. Nach 5 h sprach ich Krünes und hörte von Origoni, dass ganz Baden in Flammen steht. Ich eilte zum Erzherzog Carl, fand keinen Briefträger, auch sonst niemand. Eilte ins Cavrianische Haus, fand gar niemanden. Fuhr mit Therese und der Glöckl (?) ins Bergenstam’sche Haus zur Aufführung des „Zerstreuten“ und „Armen Hansel“, Tableau, Quartette, Harmonie vom Lobkowitz, Beleuchtung des Gartens, große Gesellschaft, traf da Schenk, Castelli, Hassaureck, Appel, Hitzinger, Richart, Peter, Huber und viele andere. Da kam die Sepherl mit der Hiobspost, dass der Cavriani gekommen sei und die Hiobspost gebracht habe, dass ganz Baden brenne, unser Haus aus dem Grund abgebrannt sei und ich gleich nach Baden kommen soll. Meines Weibes, die als Tandlerin spielen soll, und meine eigene Bestürzung sind ohne Schilderung. Ich flog in die Stadt, zog nur Stiefeln an, fuhr in einem Fiaker hinaus; bei der Teufelsmühle packte ich noch den Grafen Aichelburg auf und war um 9 h auf dem Platz der Gräuel und Verwüstung. Das Haus war leer und stand in Feuer. Ich fand niemanden, die erste Erscheinung war der Effenrath. Da erfuhr ich, dass der Graf gesund, sehr gefasst und das wenige Gerettete in der Pfarrkirche sei. Ich suchte den Grafen, fand ihn nach 11 h bei der Apotheke und wirklich voll Fassung. Dann ging ich in die Kirche, sah, dass etwas ordinäre Möbel, Bettgewand, Porzellan viel, Wäsche und Silber beinah alles gerettet sei. Die meisten Sachen von mir sind verloren. Schrecklich war der Einsturz des Augustinerturmes und der Anblick, den ganzen Hauptplatz in Flammen zu sehen. Der Turm des Rathauses schien sich mit Gewalt losreissen zu wollen. Mangel an Löschanstalten machten die Verheerung noch grösser, nirgends war eine Spritze, nirgends Wasserläden. Alles, was weniges vorhanden war, war auch unbrauchbar, für 50 fl. keine Wasserlaid zu bekommen. Erst nach 2 h bekam ich Wasser und Militär, welches nach 2 Stunden die Brandstätte wieder verließ und so war der Brand nur unterdrückt, nicht gelöscht. Die ganze Wassergasse, Annagasse bis zum Wirtshaus sind abgebrannt, dann vom Platz die Pfarr-, Wiener-, Rathausgasse sind alle abgebrannt. Man schätzt den Verlust auf 140 Häuser. Die Erzherzoge gingen herum, konnten aber nichts tun.
Band 07 (VII.), Seite 111r
26.07.1812
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