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Warm, heftiges Gewitter und Regen von 7 bis 10 h. Im Burgtheater zum ersten Mal „Die Pflegesöhne“, Trauerspiel in 5 Akten von Kratter, im Kärntnertor-Theater erste Vorstellung der wieder erneuerten „Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Minnesänger“, dann die Seiltänzer-Familie Cögen. Im Leopoldstädter Theater zum 1. Mal „Sonnenjungfrau“, im Josephstädter Theater „Chlodowechus“. Früh arbeitete ich zu Haus, Therese sang Skalen. Lucca kam und brachte ihr Kleid, das ebenso passend für ihre Figur als charakteristisch schön ist. Später fuhr sie zur Probe. Mein liebes Weib beträgt sich ziemlich standhaft. Ich passierte mit ihr die Prosa. Therese gab noch der Stögerischen Lektion. Ich ging wegen Sitzen und Loge in die Theaterkasse, zur Terzaghi, dann ins gräfliche Haus, zu Richart, um Peter zu sehen. Kaufte für Therese ein schönes weißes Kleid; die 6 Ellen englischen weißen Stoff à 12 fl., 72 fl., legte ich versiegelter unter mein Kopfkissen. Mittags allein. Durch Franz Brandl schickte meine Mutter Kirschen. Im Hause gab ich dem Heyssan, Andres, Martin und Hausknecht Billetts, für Peter und Compagnie besorgte ich eine Loge, dem Brandl und Pfennigbauer gab ich Billetts. Nach Mittag kam Koch, trank mit uns Kaffee, passierte mit Therese die Rolle, gab ihr viele Bravo. Später kam Hruschka und wollte Therese beim Ankleiden helfen. Josephine kam nach 2 Monaten herab und beurlaubte sich zugleich, da sie mit Kübeck versprach, zur Frau nach Pirawarth zu fahren. Ich gab ihr einen Wink über ihr Betragen; ich war nicht allein, so konnte ich nicht mehr reden. Durch Ullmann bestellte ich Blumen, welche nach der Oper Therese gebracht werden. Ich war den ganzen Nachmittag zu Hause, vor 7 h ging ich überzeugt von der Kunst und Stimme meines Weibes, dennoch bange ins Theater. Seit dem 31. Jänner 1804, also durch länger als 8 Jahre, sang sie diesen wichtigen Part nicht. Ich fand ein volles Haus und manche Freunde, postierte mich in Dietrichsteins Loge, wo Peter, Frau in Compagnie von Pfennigbauer waren. Die Symphonie wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Die Wolkendekoration für Therese blieb stecken, sie musste aus der Kulisse herausgehen und wurde dreimal mit dem lautesten Beifall empfangen. Weigl wartete, bis das Klatschen zu Ende war, dann sang sie ihre Arie unübertrefflich, welche auch durch Klatschen unterbrochen wurde. Nach der Arie wurde sie vorgerufen. Die Milder, noch weniger aber die Laucher gefiel, Neumann als Monostatos missfiel ganz, gleiches Schicksal hatten die drei Damen und Genien. Weinmüller annoncierte und wurde sehr applaudiert. Nachher in Janischs (?) Bierhaus, fand da viele Amis, blieb bis 12 h, dann mit Poltoni nach Hause. Therese freuten die schönen Blumen. Die Einnahme war bei 1500 fl. Nach der Oper kam der Graf aus Preßburg.
Band 07 (VII.), Seite 107r
27.06.1812
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