|
542
1799
1
30
Es schneit außerordentlich stark. Zur besseren Pflege meiner Gesundheit beschloss ich, heute in Gottes Namen zu Hause zu bleiben. Schrieb an Therese und Klimbke, berichtete ihnen die Umstände, schrieb, dass ich wenig und sehr unruhig schlief, viel Hitze habe, mich freue ihn zu sehen und dass ich morgen durch Tonerl ihm Weidmanns Billett schicken werde. Um 11 h kam Tonerl, brachte mir ein Billett von Therese, worin sie mich beschwört, morgen nicht in die Redoute zu gehen. Sie schrieb so herzlich, bat mich so dringend, dass ich ihrs unmöglich versagen konnte. Übrigens arbeitete ich, unterhielt mich mit Lesen und suchte alles, meine Langeweile zu verjagen. Die Kimlin schickte ich auch mit Aufträgen in die Stadt; sie kam erst nach 12 h zurück und brachte mir von Therese den 2. Teil von „Elisa“. Nachher besuchte mich Klimbke, erzählte mir den Faschingsstreich von der Abderiten Ausschuss: dass sie bei der Generalprobe, nach schon angeschlagenen Zetteln, mittags um 12 h das neue Stück von Goethe „Die Mitschuldigen“ – auf der Wieden gab man es unter dem Titel „Alle strafbar !“ – abstellten, weil Brockmann sagte, es wäre zu niedrig, voll Zoten und man könne es auf keinem Hoftheater geben. Das ist mehr als dumm ! Klimbke blieb bis ½ 3 h; wir schwätzten von sehr ernsthaften Sachen, ich unterhielt mich sehr angenehm. Zu meinem Vergnügen fühle ich Hunger und sehne mich schon nach dem Pfau (?), der mir von der Mama Essen bringen soll. Erst um 4 h bekam ich Essen; da machte Tonerl den Vorschlag, die Mama abzuholen und sie samt Therese und Nina zu mir zu führen: gedacht und auch ausgeführt. Um 5 h war er schon mit ihnen im Zimmer, ich freute mich Therese zu sehen. Krug war eben bei mir und verschrieb mir Arzneien; sie komplimentierten sich, schwätzten ein Weilchen und Krug empfahl sich. Sie tranken bei mir Kaffee, wir plauderten und so unterhielten wir uns bis ½ 8 h. Sie fuhren nach Hause, Tonerl begleitete sie, brachte mir eine Suppe und blieb bis 9 h bei mir.
Band 02 (II.), Seite 5r
30.01.1799
|