Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [534]

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1799
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Kalt, sehr kalt. Um 7 h stand ich auf und arbeitete bis 12 h. Ging ins fürstliche Haus, von da zu Klimbke, las 2 Akte von „Johanna von Montfaucon“, die mich angenehm unterhielten; nachher zum Speisen, wo es ziemlich finster zuging. Nach Tische blieb ich da. Die Mama stand wie rasend vom Tische auf, wo sie ein wenig grand patientiert (?), wackelte ins kleine Zimmer zu Theresen, brüllte sie an, als hätte sie einer etwas gegeben, nannte sie einen Bösewicht, welchen Namen wohl sie im strengsten Verstande verdient, wechselte dann in die Küche und klagte da dem Mistweib ihre Leiden. Ich danke es abermals meiner ewigen Geduld, dass ich dazu schweigen konnte, wirklich war ich aber im höchsten Grade gespannt. Abends kam Tonerl, mit diesem ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab „Contadina di spirito“ und zum ersten Mal „Maskerade“ von Clerico; missfiel, denn die Späße sind sehr trivial und alt. Nach dem Theater sollte ich zum Straußen gehen, um den Grafen Moser (?) zu warnen, nichts mehr in politischen Angelegenheiten zu reden. Da ich aber Tonerl bei mir hatte, konnte ich nicht. Dies verdross ihn ungemein, und ich konnte doch nicht anders ! Als wir zu Hause ankamen, gingen Kutschersfeld, Tonerl und ich auf einen Kasernball, blieb bis 12 h, unterhielten uns mit Masken, wo uns besonders ein Bauernweib neckte. Kutschersfeld blieb zurück, um ihren Namen zu erfahren; ich ließ mir aber im Bette recht wohl geschehen.
Band 02 (II.), Seite 4r
22.01.1799
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