Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4604]

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1810
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Heiter, aber windig. Alle Stunden trübte es sich, gegen Mittag fing es zu regnen an. Freie Theater unter Beleuchtung, im Burgtheater „Betrogener Betrüger „ und „Weinlese“, im Kärntnertor-Theater „Livländischer Tischler“, im Theater an der Wien „Eisenkönigin“. Vermählung der Ehzin. Marie Louise in der Augustinerkirche. Den Vormittag beim Grafen, später schlenderte ich in die Burg, auf den Josephsplatz, Fries, Baldauf, zum Rathaus, wo ich Peter, Ullmann, Jungmann und Bischof (?) fand. Einen Augenblick zu Richart, dann zum Essen. Franz Brandl war mein Gast. Nach Mittag fingen wir an, mein Transparent herzustellen, dann schlenderte ich mit Mark und Therese herum, und sahen des Fürsten Einzug mit der Garde, der sehr brillant war. Um 6 h zündeten wir an, es kamen Krieghammer, Kathi, beide Goldmann, Josephine, Pesch, Nina, Ullmanns Bruder. Wir besahen unsere Illumination und es begann der Zug zum Kärntnertor-Theater, durch die Kärntnerstraße, Kruger-, Anna-, Johannesgasse. Hier war die Wohnung des Otto und der Traun etwas auffallend. Dann Himmelpfort[gasse], Pegisch (?) Haus, Singerstraße, Baldauf-Haus mit dem Tempel, Wollzeil, wo links das Haus des Hofrats Saar, der erste Stock mit 9 Fenstern sehr geschmackvoll und mit Sternen illuminiert war, zum Mühl (?), der seine Rundeln prächtig weiß, rot und blau mit Goldstreifen drapiert hatte und die neue Kaiserin durch Hohlspiegel sehr ähnlich erscheinen ließ. Von da gingen wir auf’s Rathaus und folgten Ullmanns Einladung. Vortrefflich restaurierten wir uns mit altem Wein, Schinken, Kalbsbraten und Zunge und waren sehr vergnügt. Nach 9 h gingen wir über die Hohe Brücke, Judenplatz, Hof, Wallnerstraße, Herrengasse, Schenkenstraße – beim Batthyány sehr schön – auf die Bastei zur Burg und Josephsplatz, wo außer der linken Seite der Reichskanzlei und Portal fast nichts brannte. Viele Lampen warf der Wind herab. Bei der Augustinerkirche – es war 12 h – verloren wir Therese und Krieghammer. Die Rodler und ich gingen über die Bastei zum Hofbauamt, Kärntnerstraße, Baldauf. Hier begegnete uns der Hof mit Garden, Kavallerie und Fouriers begleitet. In die Bäckerstraße, zur Hauptmaut, die mich samt der Brücke sehr angenehm überraschte, welche mit grünen und roten Laternen reich erleuchtet war. Um 1 h passierte ich nochmals den Mälzel, es war zum Erdrücken, mit Mühe kamen wir durch, dann nach Haus, ließ auslöschen. Noch immer standen Menschen vor meinem Transparent. Auf den ruinierten Wällen wurde aus Kanonen und auf dem Neuen Markt von Grenadiers gefeuert. Das Ganze gefiel mir und war sehr feierlich. Mälzel hatte vor seinem Trompeter die Devise „Pace mundus concors“ Der Kaffeesieder im Johanneshaus den Vers: „Jauchzet, singet Jubellieder ! Es kehren frohe Zeiten wieder. Freunde sind die beiden Kaiser; drum beleuchten wir die Häuser“.
Band 07 (VII.), Seite 8r
11.03.1810
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