Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [459]

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1798
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Ein höchst unangenehmer Tag; finster und von stetem Regen war er begleitet. Bis 12 h arbeitete ich, dann ging ich wegen Theaterbilletts zu Klimbke und zur Kreutzer; wir sprachen von Therese. Bei Klimbke las ich den 1. Aufzug von „Petschaft“ von Ziegler, welcher mir gefiel. Kutschersfeld schickte ich die Billetts. Ging zum Speisen; bei Tisch wurde über Braun gewaltig geschimpft; ich nahm seine Partei und am Ende gab es Verdruss. Therese machte noch selber tausend Chimären, die sie ich wegen der Kreutzer träumt. Am Ende kam noch die Agnes; die klagte über die Härte ihrer Mutter, da gab’s eine recht niedliche Jeremiade. Die Mama war nicht wohl, sie legte sich um ½ 6 h ins Bett. Ich machte, um Luft zu schnappen, ins Kärntnertor-Theater; es wurden zum ersten Mal „Die Unglücklichen“ von Kotzebue gegeben. Als Posse unterhielt es; es hat recht viele gute, neue Gedanken und sie zwingen unwillkürliches Lächeln ab. Am Ende der Pièce entstanden im Theater zwei Parteien: eine klatschte, die andere zischte; doch erhielt erstere die Oberhand. Nachher gab man das Ballett „Alonso und Cora“, mit neuen Dekorationen. Nach dem Theater soupierten Klimbke und ich beim Straußen und ich kam erst um 11 h nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 60r
09.11.1798
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