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Strenge Kälte, sehr heiter. Im Burgtheater „Dorfbarbier“, „Weinlese“, im Kärntnertor-Theater „Verbannter Amor“, im Theater an der Wien „Attila“. Zweite Redoute. Abends 6 h heftiges Erdbeben. Senfeld kam zweimal und lud mich zu seiner morgigen Einnahme „Löwenritter“ ein. Vor 8 h zum Grafen, gegen 12 h zum Hoffmann in die Leop[oldstadt ?] Bücher auszulehnen, dann plauderte ich auf dem Kohlmarkt mit Kárner, Seitz, Barits. Mit letzterem auf die Bastei, mittags allein. Therese ließ sich bei der Rodler die Haare schneiden, sie geht heute zum ersten Mal zum Weiß speisen. Joris war bei uns und machte die angenehme Kunde, dass er Niedermayers Adjunkt in der Porzellanfabrik mit 3000 fl., Niedermayer aber Hofrat geworden sei. Herzlich freute uns dies. Therese besuchte ihre etwas kranke Mutter. Ich blieb den Nachmittag und Abend zu Haus, schrieb, las und begab mich um 9 h mit Mark auf die Redoute. Während des Erdbebens, das Therese auf dem Sopha gehoben, Luster und Glockenzüge gebeutelt und Türen geöffnet wurden, kam Therese angstvoll in das Schlafzimmer und glaubte, schon stürze das Haus ein. Es dauerte ungefähr 5 Minuten. Die Redoute war leer. Anfangs hörte ich mit Pfersmann die Menuetts von Kreutzer, dann schlenderten wir herum, es war kalt. Ich bekam Geschenke von eleganten Pilgerinnen, um 2 h nach Haus. Mich hungerte, in der Redoute war alles so schlecht, so teuer, dass man nichts nehmen kann. Ich fand Lissl, Barits, Burgerth (?), Stegmayer.
Band 07 (VII.), Seite 2v
14.01.1810
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