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Neblig, dann heiter. Im Burgtheater „Jäger“, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Idas und Marphissa“. Früh brachte mir Keglevich’s Jungfer Briefe von ihm und meinem Grafen, samt Einschlüssen. Ich ging zum Cavriani und hatte eine Menge anderer Gänge. Therese liegt an Kopfschmerzen. Krieghammer und Kathi nahmen heute Abschied, sie reisen morgen nach Brünn und haben ihre 2 schönen Kästen (?) nicht verkauft. Den ganzen Vormittag und auch Nachmittag wurde heute gesprengt. Außer dem großen Werk vor dem Burgtor entzündete sich durch das Sprengen der Mine das große Heu- und Stroh-Magazin; niemand löschte, wer etwas retten konnte, griff zu. Einige Schabe liegen auf der Glacis, die auch die Leute nahmen. Ein Bube nahm sich auch einen Schab, diesen stach ein bleicher, gallsüchtiger Franzose mit dem Bajonette in den Rücken, dass er sehr blutete. Das Publikum und die in der Nähe gewesene bürgerliche Kavallerie, dann Gens d‘ Armes und der Adjutant-Hauptmann nahmen sich des Armen an. Letzteren wollte die Schildwache arretieren, ihm seine Muskete entreissen. Es kamen mehrere Franzosen herbei, schimpften und schlugen auf den Burschen, befreiten den Franzosen. Der Hauptmann machte sich aus dem Staub, wie feig. Nun wurde die Sache ernsthaft, das Volk warf mit Steinen auf die Franzosen, die zogen die Säbel, luden scharf. Der Tumult wurde immer grösser, Ein bürgerlicher Kavallerist wurde vom Pferde gerissen und arretiert, die Bürger und Gens d‘ Armes wurden misshandelt. Mehrere Kompan[ien] Franzosen rückten aus, luden scharf, sperrten das Burgtor, vertrieben alles vom Glacis und so wurde nach einer Stunde wieder die Ruhe hergestellt. Wir geleiteten eine sehr entschlossene Frau nach Hause auf den Hohen Markt. Mittags allein. Therese ist besser, nach Tische schrieb ich wieder. Gesten kam Graf Rudolph Wrbna an und nach Mittag erschien mit seinem Namen die Kundmachung, dass dem Publikum bekannt gemacht wird, dass heute vor Mittag der Friedenstraktat zwischen Se Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn und Böhmen und Se Majestät, dem Kaiser von Frankreich und König von Italien ratifizierter ausgewechselt worden sei. Champagny, Herzog von Cadore, reiste nach Mittag ab. Ich war in Peters Compagnie mit Zeuner. Abends kam die Krieghammer sich zu berurlauben. Mark begleitete sie. Ich schrieb bis 8 h, dann suchte ich Compagnie um zu soupieren.
Band 06 (VI.), Seite 250r
20.10.1809
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