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In der Nacht starker Regen, kalt und trüb. Im Burgtheater französisch „Zemire und Azor“, im Kärntnertor-Theater „Intermezzo“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Tagesbefehl, Schönbrunn den 14. Oktob[er] 1809: „Der Friede wurde heute morgens um 9 h zwischen dem Herrn Grafen von Champagny, Minister der Auswärtigen Geschäfte, Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen, Königs von Italien, und dem Herrn Fürsten von Liechtenstein, Bevollmächtigten Sr. Majestät des Kaisers von Österreich unterzeichnet. Die Herren Marschälle werden diese Neuigkeit durch Artilleriesalven verkünden lassen“. Unterzeichnet: Der Fürst von Neuchatel, Major-General Alexander. Beim Erwachen gab ich Therese 2 Vorstecknadeln, 10 Ellen geruschten (?) Calicot, 11 Ellen schwarzen und 14 Ellen puce-farbenen Taffet, womit ich dem vortrefflich Geschöpfe viel Freude machte. Früh kamen die Muhmen Hitzinger und Willmein, Moreau. Mein Bruder brachte Therese ein Billett mit der Devise „Frieden !“ Ich arbeitete, schrieb an den Grafen, Keglevich und sandte ihnen die Friedens-Proklamation. Es kamen noch viele Besuche, Mark, welcher Filath ein Friedens-Billett brachte. Auf den Straßen wurde aber angeschlagen, von dem kaiserlich französischen Platzkommando wurde der Regierung bekannt gemacht, dass auf Befehl des Sr. Majestät des Kaisers von Frankreich und Königs von Italien heute, den 15. Oktober, die Festungswerke von Wien gesprengt werden. Man beeilt sich, dieses dem Publikum bekannt zu machen etc. Ich ging mit Mark, Bruder und Pol auf die Bastei, sahen von allen Seiten an den Minen arbeiten und fanden eine Menge Menschen. Nina war unser Gast; sie ging gleich nach Tische mit Therese, Umlauf und der Sepherl, welche 2 Guglhupf und Äpfeltorte trug, zu Peter und arrangierte alles. Ich mit Mark und Joris zum Burgtor auf die Bastei bis zum Roten Turm, hörten Krachen, glaubten schon es würde gesprengt, indessen waren es die Schanzen auf dem Spitz und Tabor, welche zerstört wurden. Die Erschütterungen waren stark und dauerten über 2 Stunden. Zu Peter kamen Lange, Lüders (?), Nitschner, der Zehrgadner Seliger (?), Ullmann mit Czazcek, Geissler mit ihrem fatalen Dr. Corda; in allem waren unser 17 Personen. Seliger und der Doktor störten unser Vergnügen, es ging nicht sehr cordial zu. Peter machte sich wieder lächerlich und dies dauerte bis 10 h, wobei sich der Doktor sehr unartig betrug. Ich wurde müde, schläfrig, sehnte mich nach Ruhe und wanderte in tiefem Morast nach Hause.
Band 06 (VI.), Seite 249r
15.10.1809
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