Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4418]

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1809
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Trüb, Regen. Früh arbeitete ich, später in unser Haus, Theaterkasse. Im Kärntnertor-Theater „Mündel“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“. In Schönbrunn ist wieder Spektakel. Zum Buchbinder und Richart, wegen Schillers Werken, bei Doll (?) herausgegeben. Therese gab bei Rivolla Lektion. Mittags allein. Der junge Neefe, Bruder der Rösner, wurde auf meine Empfehlung bei Hensler als Maler mit jährlich 800 fl. engagiert. Heute früh wurden im Deutschen Hause, nachdem solches von Gens d’ armes besetzt war, die Schriften und Zimmer des Deutschordenskomturs Grafen Karl Zinzendorf – er ist abwesend beim Grafen in Komorn –, der Grafen Carl Erdödy, Philipp Oettingen und Chotek versiegelt und geschlossen. Alles kam darüber in Bestürzung. Das nämliche Schicksal hatten der Erzbischof, Fürst Johann Liechtenstein, und Fürst Esterházy mit vielen anderen. Bei letzterem versperrten und versiegelten sie auch die Schriften des Giáy. Von Seiten des Fürsten Lobkowitz wurden die Schlüssel seines Palastes der Einquartierungskommission übergeben, mit der Äußerung, man sei außer Stande, die ungeheuren Einquartierungskosten länger zu bestreiten. Der Magistrat, Kriegsgebäude, Hauptmaut, Münzgebäude, Böhmische Hofkanzlei wurden ebenfalls mit Gens d‘ Armes besetzt, durch Commissaires durchsucht. Bei ersterem fanden sie im tiefsten Keller 14 Kisten mit Banco-Zetteln, welche sie nahmen. Nach Mittag regnete es ununterbrochen und stark. Ich war stets zu Haus. Abends zur Geissler, die heute nach Baden fuhr. Dann ins Kärntnertor-Theater, nach langer Zeit wieder „Das Mündel“. Später in Compagnie, um etwas zu essen. Bei uns waren die Hocheder und Goldmann, welche ich begleitete.
Band 06 (VI.), Seite 244r
06.09.1809
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