Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4396]

4396
1809
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Ein düsterer Tag. Napoleons Geburtsfeier. Früh schrieb ich an den Grafen und Keglevich. Therese ist sehr melancholisch, mit ihr schwer zu reden, man muss viel Geduld haben. Um 9 h mit dem Bruder des Mayer zur Donau, um die mit Flaggen geschmückten Schiffe und das Abfeuern der Kanonen zu sehen. Wir fanden Hensler, er ging mit uns auf die Brandstätte des gestern in die Luft gesprengten Laboratoriums, dann die Stadt durch und sahen ein paar unbedeutende Apparate zur Illumination. Die Muhme Lenerl und Peter waren unsere Gäste. Nach mi um 3 h mit Therese zur Geissler, sahen um 4 h den unordentlichen Zug zu Pferd, wobei der V[ize]-König, Marschall und Reichs V[ize]- Konstabler Berthier, Andreossi, Meriage (?) der Großen und Autoritäten des Reiches waren, nach St. Stephan gehen. Von da zur Donau, wo von der Marine sich 8 entkleideten, und auf einem auf dem Wasser stehenden, mit Unschlitt beschmierten Baum zu gehen den Versuch machten, um den an der Spitze mit einem Strauß befestigten Preis zu bekommen. Drei erhielten den Preis; jene Preise aber, welche auf einem hohen Baum, ebenfalls mit Talg beschmiert und senkrecht aufgestellt, angebunden waren, konnte keiner erhalten. Unter allen machten nur 3 Versuche. Dann speisten sie öffentlich auf dem Schiffsplatz. Wir gingen in die Stadt, führten Therese nach Haus und sahen von den kaiserlichen Ställen das elende Feuerwerk. Restaurierten uns mit schlechtem Bier, gingen auf die Bastei, in den Rittersaal, die Tafel zu sehen. Holten Therese ab, mit ihr in die Leopoldstadt auf den Schiffsplatz, wo sie eben alle Tafeln und Bänke auf Veranlassung ihrer Generäle mit bacchantischem Jauchzen ins Feuer warfen und so die ganze Leopoldstadt anzuzünden dachten. In der Jägerzeil fanden wir das Haus von Kommandant Lefèvre, dem Chef der Marine, und noch ein paar andere Häuser schön illuminiert. In der Stadt war die Illumination des Komm[andanten ?] Meriage bei Fries, und jene beim Lobkowitz dann jene der Reichskanzlei mit der Devise „Vive l‘ Empereur, Napoleon le Grand !“ etwas auszeichnend. Um 11 h gingen wir ganz entkräftet nach Haus.
Band 06 (VI.), Seite 240v
15.08.1809
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