Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [4373]

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1809
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Ein schöner Tag. Napoleon hält große Wachtparade. Im Kärntnertor-Theater „Griselda“, „Don Juan“, im Burgtheater französisch „Unversehene Wette - Le gageure improvue“, comédie en 1 acte, dann „Die Unbefangenen - La famille des Innocents, ou Le triple Mariage“, opéra –Vaudeville en 1acte. Früh machte ich noch verschiedene Disposit[ionen], war im Haus, fuhr in den Garten zum Grafen, nahm von ihm Abschied. Machte dem Kollmann den Spaß, ihn mitzunehmen und fuhren nach Schönbrunn. Nach 9 h stiegen wir beim eisernen Gitter ab. Schon war alles in voller Parade aufgestellt, französische und italienische Grenadiers standen in den ersten Reihen, in den letzten ein paar Divisionen Ulanen und Husaren.. Um 9 ¾ h erschien Napoleon über die Stiege herab, umgeben von einer Menge von Marschällen und Generälen, der V[ize]-König Beauharnais und der Kronprinz von Bayern begleiteten ihn. Er stellte sich mitten vor die Stiege und ließ die Truppen exerzieren, dann vor sich vorbri defilieren. Im Ganzen mochten es 6000 Mann gewesen sein. Die Wachtparade dauerte ¾ Stunden. Der Garten war geschlossen, und nach der Parade wurde auch der Schlossplatz samt allen Nebenflügeln geschlossen und selbst da Wohnende wurden nicht eingelassen. Wir erquickten uns beim Wagner mit abgegossenem Wasser, setzten uns in die kühle Kirche, und gingen um 1 h in der größten Hitze zum Mondschein speisen, hatten fatale Umgebung, aber gut und billig zu essen. Nach Mittag zu Wagner. Da wir nicht ins Schloss durften, konversierten wir mit ihm am Fenster. Er bediente uns mit abgegossenem Wasser, verschaffte uns Billetts, und selbst mit diesen mussten wir noch List anwenden, um beim Meidlinger Gittertor.ins Schloss zu kommen. Bei Wagner tranken wir Kaffee, von da fuhren wir nach Hietzing, Speising, Lainz, Mauer. Hier stiegen wir aus und spazierten auf den Kirchhof und durch den schönen Ort, dessen Lage, Gebäude und Gärten sehr angenehm, aber wie alle Orte verwüstet sind. Atzgersdorf, Altmannsdorf, Hetzendorf, besuchten Lefèvre, sahen das Schloss und vom Balkon das 12.000 Mann starke Lager der Franzosen in Baracken, den Garten des Mayer, der ohne Planke ist, da begegneten wir Bärenklau (?). Gingen ins französische Lager, sahen ihre wirklich recht fleißig gebauten Hütten, mit Fenstern, Türen u. dgl, der Oberste ließ hier austapezieren. Kehrten in Bärenklaus Schloss zurück, wo Mayer wohnt, sahen den schönen Garten und fuhren erst um 9 h nach Haus, tranken Bier, aßen Salami, dann ins [... ?, Satzende fehlt]. Der Nachmittag verstrich uns sehr angenehm.
Band 06 (VI.), Seite 237v
23.07.1809
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