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1809
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Ein heisser Tag. Im Burgtheater „Intermezzo“, „Komödie aus dem Stegreif“, „Helena und Paris“, im Theater an der Wien „Titus“. Früh arbeitete ich zu Haus, hielt Exekution mit dem Zuckerbäcker und Hausknecht. Später ging ich die gestrigen Wege um zu hören, wie sich diese so mörderische Schlacht endete. Im Unterkämmereramt erzählte mir Ullmann, es kam vom Turmwächter der Rapport, dass in diesen höchst mörderischen Tagen Stadtl Enzersdorf, Breitenlee, Süssenbrunn, Eipeldau, Kagran, Langenzersorf, Jedlesee, Korneuburg, Strebersdorf brannten. Czernin sagte mir, dass unser linker Flügel bedroht war, umgangen zu werden, dass unsere Armee die Stellung um Aspern verließ, sich über Stammersdorf, Wolkersdorf zurückzog und auf der Hohen Leiten in Schlachtordnung aufstellte. Unser Rückzug geschah langsam und in bester Ordnung. Napoleon hatte gestern sein Hauptquartier am Fuße des Berges von Stammersdorf. Von uns kam ein Corps von Krems herab und bei Korneuburg in ein Gefecht, wodurch die Franzosen Korneuburg und Strebersdorf anzündeten. Die Franzosen erhielten nur 6 Kanonen, wenig Gefangene, weil durch unsere langsame Retirade alle Artillerie, die so sehr die feindlichen Linien zerstörte und ungeheure Lücken riss, weggebracht werden konnte. Die Franzosen verloren 25 Generale, teils tot, teils verwundet, und über 40.000 Mann. Alle Augenblicke erwartet man Erneuerung der Schlacht. Nun dauert das Morden schon 9 Tage. Nach Mittag erschien ein Bulletin, dass unser Kaiser heute sein Hauptquartier in Wolkersdorf hatte und nun Napoleon selbes dahin verlegte, dass die französischen Vorposten bis gegen Nikolsburg streifen. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Ich schrieb meiner Mutter. Justinus ließ mich rufen und sagte mir, dass die Reklamation des Kellers bewilligt sei. Abends mit Therese zur Terzaghi, brachten ihr die frohe Botschaft. Sie erzählte, dass sie gestern ihr Quartier aufgekündet habe. Noch immer kommen Verwundete, schrecklich ist ihr Aussehen und ungeheuer ihre Zahl.
Band 06 (VI.), Seite 235r
08.07.1809
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