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Heiter, kühl. In der [Nacht ?] wechselten Regen und Kanonendonner. Im Burgtheater „Der Geizige - L‘ avare“, im Kärntnertor-Theater „Le Propos -Der Vorsatz“, „Hèlène et Paris“, im Theater an der Wien „Raoul de Felsek“ Therese wiederholte mir ihre guten, herzlichen Wünsche und ließ mir noch ein Ärmelleibel von Percal machen. Nina kam auch. Ich arbeitete, erhob bei Stessel des Grafen halbjährliche Interessen mit 3000 fl., ging zu Rohrweck, in die Theaterkasse. Therese gab ihre Lektionen. Mittags sprach [ich] bei Geissler Peter. Ich schickte den Bschaidner hinaus um die Partie des Gartens auf dem Monument der Roose zu kopieren. Heute erschien vom französischen. Gouvernement, erstens, dass die hiesigen Wirte 15.000 Eimer Wein liefern und dass alle Hauseigentümer ihre Zinsfassionen eingeben müssen. In der Nacht 12 h begann die große, so entscheidende Schlacht. Möchte sie doch für uns günstig werden ! Eckhart und Rodler waren unsere Gäste. Nach Mittag mit Therese, Goldmann und Nina zu Reimann, ich nachher zur Terzaghi, fuhr mit ihr in die Stadt, um ein Quartier in der Spiegelgasse anzusehen. Es gefiel nicht. Dann änderte ich bei Reimann die Idee des Kastens zu Haydns Kopf, sah wegen Peters Canapé und den Möbeln der Josephine nach. Die mit Nina ging nach Haus, ich mit Therese und Goldmann durch die Alleegasse hinter das Belvedere zum Linienwall. Wir sahen das Schreckliche der blutigen Schlacht, sahen 2 Orte brennen, man glaubt Stadtl Enzersdorf, Breitenlee. Die Flammen schlugen hoch auf. Das Feuer der Kanonen, alles schien in der Linie von Stadt Enzersdorf, Breitenlee, abwärts über Essling, Aspern, Stadlau sich zu ziehen..Das Feuern dauerte bis ½ 10 h. Eine marternde, quälende Angst ergriff mich und ließ mir keine Aussicht einer frohen Hoffnung. Napoleon zog alles zusammen, ein Teil des Corps von Marmont, dann Bayern und Sachsen von Oberösterreich kamen an, alles eilte in die Lobau. Unser linker Flügel wich weit, gegen Abend schien er wieder hergestellt. Gut und genau sahen wir alles von unserem Punkt. Viele tausend Menschen sahen auf dem Linienwall, und jedem pochte das Herz, denn unser Schicksal hängt wesentlich vom Ausgang dieser Schlacht ab.
Band 06 (VI.), Seite 234v
05.07.1809
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