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Schwül, nach Mittag ein Wolkenbruch, dann anhaltender Regen. Nie sah ich das Wasser so durch die Straßen strömen. Vom Heiss erhielten wir ein Klafter geschwemmtes Holz. Im Burgtheater „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Theater an der Wien „Keinen Schwiegersohn ohne Amt“, „Amazoneninsel“. Um ½ 8 h zum Justinus, wo ich 3 Stunden wartete und zu Haus einen offenen Wisch vom Halunken Redlich fand, der schon beleidigend ist. Ich ging mehrmals zu Justinus, ließ ihn, dann auch die Terzaghi diesen so beleidigenden Zettel lesen. Alles war im höchsten Grade aufgebracht über die Keckheit dieses Kerls. Nichts kann ich mehr wagen, ohne mich durch diesen Schuft der größten Gefahr ausgesetzt zu sehen. Von dem Ganzen unterrichtete ich auch Czernin, welcher es ebenso niedrig fand. War bei Josephine, wo heute Bschaidner anfing. Erzählte es auch ihr und gab die Dessins der Zimmer an. Dann in Peters Compagnie, wo ich durch eine Klatscherei des Kurz (?) schrecklichen Verdruss hatte, an der nur die Lenerl schuld sein kann. Ich bat Peter, sie in Rücksicht ihres Zustandes schonend zu behandeln. Mittags allein. Ich bin sehr abgemattet, legte mich auf das Canapé. Es kam gerade vor dem Guss Origoni, dem ich wieder alles erzählte. Seine Antwort war, der Kerl verliert den Dienst. Um 6 h zu Czernin, der mir sagte, dass er mit dem General Weissenwolff sprach, welcher in Begleitung einiger Husaren als Parlamentär ankam, aber von den Franzosen so bewacht wird, dass er nichts reden kann. Therese gab sich alle Mühe, um mir mit 6 Paar Strümpfen zum Geburtstage eine Überraschung zu machen. Sie ließ selbe bei Pepermann stricken, 4 Paar wurden fertig, sie fielen schlecht aus, grob und ungleich. Sie gab mir sie nach dem Abend und war sehr verlegen, die Gute. Heute rückten alle Franzosen zusammen und alles nach Ebersdorf. Auch Napoleon ist in der Lobau. Alle Dörfer um Wien haben die Franzosen geleert und mit Eilmärschen nach Ebersdorf gezogen. Die ganze Nacht wurde kanoniert, man sah die Blitze und Feuer in der Stadt. Man glaubt, dass Stadtl Enzersdorf abgebrannt sei. Nur einmal ein Ende !
Band 06 (VI.), Seite 234r
04.07.1809
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