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1809
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Warm. Im Burgtheater „Hamlet“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, „Weinlese“, im Theater an der Wien „Wladimir von Nowgorod“. Früh zu Hause, begann den 10. Brief an den Grafen, klagte meine bisherigen Schicksale. Ging in die Theaterkasse, zu Justinus, um mit Charles zu reden und gab die Loge im Theater an der Wien an Wassermann. Justin machte den Vorschlag, nur so sei der Keller zu retten, wenn 400 Bouteillen und 31 Eimer Wein gekauft und in einen anderen Keller gelegt würden. Ich teilte dies dem fatalen Kerl mit, der sich dazu weigerte. Ich drohte ihm mit der ganzen Last der Verantwortung, sagte, dass er mit dem Kaufmann alles gepanscht habe und jeder Schade die Folge seines Eigensinns sei. Ich ärgerte mich zum Verzweifeln, suchte Justinus wieder auf, fand ihn nicht. Schlenderte herum, hörte, dass von heute an das französische Gouvernement die Einquartierung übernommen habe, dass der Platzkommandant Meriage (?) die Anweisung mache, dass Napoleon sein Hauptquartier von der Insel Lobau wieder nach Schönbrunn verlegt habe, dass Chasteler in Steinermanger sei und des Vizekönigs ganze Equipage genommen haben solle. Meine Mutter schickte Brot, Butter und Kirschen, ich schrieb ein paar Zeilen. Therese schickte ich mit der Relation zur Fürstin Leopoldine, weil sie es wünschte. Nach Tische sandte ich den ganzen Pack Briefe und Zeitungen nach Fischamend, ein großer Bürger nahm alles. General Fröhlich liegt noch in Orth, auch Oberst Starhemberg. Später suchte ich Justinus abermals auf, um ihm dieses Mannes Starrsinn zu erzählen und andere Mittel zur Rettung des Weins zu ergreifen. Dreimal war ich bei ihm und noch nach 8 h stieg ich über diese hohen Stiegen, ich sah nur Bouteillen und fand nirgends 500 Stück. Stessel kam eben an, mit diesem plauderte ich bis ½ 10 h und erzählte meine Fatalia. Ich war auch bei Therese, sie sagte, ich soll befehlen und in ihrem Namen alles anordnen, was mir gut dünkt. Ich schrieb diesem Elenden alles und bestellte ihn morgen 8 h zu mir. Ganz entkräftet und vom Verdruss gebeugt, legte ich mich, schlief aber wenig. Heute erschien die Kundmachung, dass abends 10 h alle Stadttore mit Ausnahme der Kärntner- und Rotenturmtores geschlossen werden. Alles zieht aus Wien, man bemerkt, dass bei Orth gerauft wurde. Napoleon war in der Lobau und ist wieder in Schönbrunn. General Razout ist bei uns ausgezogen. Heute erschien auf Befehl des Gouverneurs Andreossi vom Platzkommandanten Meriage eine neue Ordre wegen Einquartierung.
Band 06 (VI.), Seite 233v
03.07.1809
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