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1809
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Trüb, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Les deux frères“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Belebtes Gemälde“, im Theater an der Wien „Camilla“. Früh bis 11 h war ich zu Haus, schrieb, las, dachte. Ich erhielt Besuch von Marchese Pietragrassa, welcher als Deputierter der Stadt Triest mit noch 4 anderen zum Napoleon ankam. Sie hatten eine Befreiung von den 50 Millionen Francs Brandschatzung, welche der Stadt auferlegt wurde, da sie nicht im Stande sind, 2 zu erlegen. Sie haben in 3 Jahren 138 Schiffe verloren und noch sind 132 auf dem Meere dem ungewissen Schicksal überlassen. Als Geiseln haben die Franzosen 40 der angesehensten Kaufleute genommen, und da sie die erste Rate von 10 Millionen nicht zuhalten konnten, haben sie alle Magazine gesiegelt, in denen sie aber wenig finden. Heute müssen alle Bürger, mit Ausnahme de Grenadiers, ihre Gewehre im Bürgerlichen Zeughause abgeben, und wenn sie auf die Wache ziehen, können sie selbe erst nehmen. Ich erhob in der Theaterkasse für Therese und Nina die erste halbe Gage. Mittags besuchte uns Quarin, der auch von dem Übergang über die Donau erzählte. Heute wurden alle Lebensmittel teurer, das Rindfleisch kostet 24 x, Kalbfleisch hat gar keine Satzung. Peter kam, dem ich sagte, dass Patsch um Geld schrieb, welches mich sehr frappierte. Mittags allein. Ich sprach mit Pinterics (?) wegen Schönofsky (?), sel[iger ?] Hofsekretär in den Niederlanden, Vater Schlechtinger (?), erster Kammerdiener bei Albert, die beiden Jossey. Ging zum vierten Male zum Justinus. Rodler kam zu Besuch. Es regnete nach Tisch heftig. Therese sah für die Terzaghi um Quartier, und gab ihr dann Rapport. Ich zahlte heute der Sepherl ihren halbjährigen Lohn und legte 5 fl. zu. Gestern musste die Konskription von allen hier wohnenden Fremden eingelegt werden, welche erst seit dem Jahre 1806 hier sind, und heute wurden sehr viele ausgehoben. Von der Regierung erschien die Taxe für die Fiaker, dass inner den Linien 3 fl. für die Stunde bestimmt ist. Um 6 h zum Justin[us], am Montag wurde versprochen, den Keller zu öffnen. Von da auf die Bastei, später mit Zanini ins Erdödysche Gärtchen. Von da sahen wir auf der Glacis einen großen Artilleriepark mit reitender Artillerie aufstellen und Truppen exerzieren. Abends suchte ich Compagnie, um Bier zu trinken.
Band 06 (VI.), Seite 233v
01.07.1809
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